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Krieg oder Frieden?


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Was haben Ukraine und Russland von 2024 zu erwarten?

letzte Änderung am 31.12.2023

Das Originalvideo

https://www.youtube.com/watch?v=G1MQ4rjCTbk
Krieg oder Frieden | Was haben Ukraine und Russland von 2024 zu erwarten?

https://ctrana.news/news/454220-vojna-v-ukraine-pjat-stsenariev-2024-hoda.html
Hier fand ich heute (2.1.2024) den ganzen Text schriftlich auf russisch.

Übersetzung der 2023er Neujahrsansprache vom objektivsten ukrainischen Sender

Warum nenne ich diesen Sender den objektivsten der Ukraine? Weil ich seit 2 Jahren diese Berichte täglich verfolge, mit Berichten aus anderen Quellen (ukrainische und russische Medien, deutsche Medien, englischsprachige Sender weltweit) vergleiche und feststellte: Dieser ukrainische Sender zeigt seine Quellen, zitiert vorbildlich eigene und feindliche Politiker statt Rosinen zu picken und Inhalte zu verdrehen. Die vom Sender gebrachten Informationen haben sich durch Bestätigungen der Information von Freund und Feind bisher als sehr glaubwürdig erwiesen. Lagebilder und Prognosen erwiesen sich als gleichwertig oder sogar besser als die meisten anderen Quellen. Obwohl ich eigentlich Russland in diesem Konflikt unterstütze, habe ich in Russland noch keinen so kompetent, sachlich und zuverlässig berichtenden Sender gefunden. Bei uns in deutschen Medien schon gar nicht! Der Sender ist pro Ukraine, aber auch kritisch zu Korruption und Machtmissbrauch eingestellt. Daher ist der Empfang in der Ukraine von der dortigen Regierung gesperrt worden und youtube, whatsapp, facebook, Google und andere westliche Internet-Nadelöhre warnen oft auch den deutschen Nutzer, sich bloß nicht diesen gefährlichen Sender anzuschauen. Die Antworten könnten Euch nur unnötig verunsichern! So formulierte das jedenfalls einmal ein Politiker.

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Übersetzung der Neujahrsansprache - mit Video-Zeitmarken

0:00 Hallo, meine lieben Freunde! Heute ist der letzte Tag des Jahres 2023. Heute haben wir den 31. Dezember, aber morgen startet das Jahr 2024 - das Jahr des Drachens. Und wohl auch das Jahr der Umbrüche. Aber wir ziehen in dieser Sendung wie gewohnt die Schlüsse aus den Ereignissen des Jahres, und zusätzlich geben wir eine Prognose ab für das, was im nächsten Jahr sein wird. wird. Wie können sich die Umstände weiter entwickeln, ausgehend von den Informationen, die wir im Augenblick zur Verfügung haben. Die Situation Ende 2023 an der Front, in der Gesellschaft der Ukraine, in Russland und auch sonst auf der Welt unterscheidet sich sehr von derjenigen gegen Ende 2022. Im vergangenen Jahr waren Ukraine und ihre Verbündeten - nach den Erfolgen in den Oblasten von Cherson und Charkow - voller Hoffnungen auf die Zerschlagung Russlands im kommenden Jahr [2023 also] und sie sagten sogar: "Wir marschieren auf der Krim ein!"

1:04 Nun - Ihr erinnert Euch ganz gut daran: In Russland hat sich ja der Widerstand innerhalb der Elite verstärkt: Prigoschin, Girkin und eine große Zahl an Fernsehsendern, die die militärische Führung kritisierten. Viele sagten voraus, dass es neue Unruhen in der Russischen Föderation oder gar eine Wiederholung der Ereignisse des Jahres 1917 geben wird.

1:25 Jetzt - Ende 2023 - ist die Lage aber eine grundsätzlich andere! Russland schaffte es, den ukrainischen Vormarsch zu stoppen und ging selbst zum Angriff in vielen Richtungen über. Die Meuterei Prigoschins endete erfolglos. Er selbst und Utkin kamen zusammen um, was die innere Situation in der Russischen Föderation bedeutend stabilisierte. Ebenso konsolidierte sich die Elite und das staatliche System um Putin herum.

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1:50 In der Ukraine riefen die unerfüllten Erwartungen eine Aktivierung des innerpolitischen Kampfes hervor - und zugleich eine Verwunderung der Gesellschaft, welche sich klar darüber wurde, dass es keinen schnellen Sieg geben wird. Zu diesem andauernden Krieg mit den dazu passenden Opferzahlen waren viele nicht bereit. Schlagartig verstärkte die entsprechende Stimmung, die in die obere RADA hinein gebracht wurde, das Gesetzesprojekt zur Einberufung Wehrpflichtiger, welches wir mit Euch gemeinsam nicht nur einmal hier auseinander nahmen.

2:16 Im Westen lief auch nicht alles glatt: Nach der gescheiterten ukrainischen Offensive und nach dem Beginn von Kampfhandlungen in Gaza verstärkten sich skeptische Stimmungen in Bezug auf einen Sieg der Ukraine und gaben der Notwendigkeit von Gesprächen zur schnellstmöglichen Beendigung des Krieges einen neuen Impuls. Diese anwachsende innenpolitische Uneinigkeit blockierte faktisch die Hilfen für die Ukraine. Wenn man sich an Ende letzten Jahres erinnert, brachten die Massenmedien eine ganze Flut von Artikeln darüber, dass Russland eine Zerschlagung bevorsteht und bald schon wird Russland zusammenbrechen. Jetzt aber schreibt man immer öfter über eine mögliche Niederlage der ukrainischen Streitkräfte und darüber, dass angesichts solcher Perspektive ein eingefrorener Konflikt oder ein Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie nach dem Korea-Szenario gar nicht die schlechteste Option für die Ukraine wäre.

3:11 Es ist auch wichtig, die Prognosen, die wir in der Jahreszusammenfassung von Ende 2022 abgegeben haben, zu erwähnen! Da haben wir mit Euch ja auch über Prognosen gesprochen. Unsere Analysen und Vorhersagen dazu, was wohl noch passieren wird und wie sich die Ereignisse dann weiter entwickeln werden, tauchten auch in anderen Blogs auf.

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3:29 Im Januar sagte ich, dass die Hauptstoßrichtung der Ukraine an der Südfront sein wird - Richtung Meritopl, Berdjansk und Krim. Viele lachten damals und schrieben in die Kommentare: "Das kann gar nicht sein!" Aber genau so ist es gekommen! Außerdem haben wir im Frühling vorhergesagt, dass die Gegenoffensive in den ersten Junitagen beginnen wird. Das ist so eingetreten. Daneben haben wir von Anfang an gesagt, dass die Gegenoffensive auf einen ernsten Widerstand der Russen treffen wird und dass Moskau keinerlei Gesten guten Willens in dieser Richtung zeigen wird.

4:09 Wir sagten, dass der Erfolg der Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte bei Weitem nicht garantiert ist. Außerdem sahen wir voraus - und da waren wir in der Minderheit - dass Moskau keinen eigenen Vormarsch im großen Ausmaß in diesem Jahr unternehmen wird, sondern sich vorrangig auf die Verteidigung bereits eroberter Gebiete konzentrieren wird. Eine Ausnahme bilden - so nahmen wir an - Bachmut, Ugledar und die Umgebung von Donezk (also Avdeevka und Marjenka).

4:39 Die Russen wollten definitiv die Front von Donezk wegdrängen. So ist es auch passiert. Letzten Endes haben wir im Mai prognostiziert, dass Prigoschin eine Meuterei vorbereitet. Was da nicht alles in den Kommentaren zu lesen war, soweit ich mich erinnere! Aber Fakt ist: die Meuterei fand doch statt!

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4:56 Unser Geheimnis bestand darin, dass sich unsere Vorhersagen und Bewertungen - wisst ihr? - eben nicht auf irgendwelches ideologische Wunschdenken stützten und auch nicht im Rahmen des Informationskrieges verkündet wurden. Es waren nur nüchterne Analsysen auf Grundlage von verfügbaren Daten aus verschiedenen Quellen, darunter auch exklusive Infos, die unsere Journalisten bekommen. Genau deswegen bewahrheiten sich unsere Vorhersagen auch! Daum haben wir Euch nun auch neue Prognosen zum kommenden Jahr 2024 vorbereitet. Merkt Euch diese!

5:24 Wichtigste Erkenntnis aus 2023 ist, dass die Grund-Strategie der ukrainischen Streitkräfte sowie des Westens - gerichtet auf eine rasche Zerschlagung der Russischen Föderation - gescheitert ist. Deswegen blieb der Ukraine - wie wir schon miteinander ausgewertet hatten - nur die Wahl zwischen zwei Alternativen:

  1. Übergang zur Verteidigung und Verlängerung der Kämpfe in der Hoffnung, dass irgendein Wunder geschehen möge, welches das Gleichgewicht der Kräfte an der Front zu Gunsten der ukrainischen Streitkräfte verschieben würde oder
  2. Verhandlungen mit der Russischen Föderation über die Beendigung des Krieges zu irgendwelchen Kompromiss-Bedingungen beginnen.

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5:55 Die zweite Variante lehnt, wie ihr wisst, die ukrainische Militär- und Politikführung ab. Darum bleibt nur der erste Weg übrig - die strategische Verteidigung. Diesen Plan haben wir bereits in einem Video ausgewertet. Kurz gesagt: Der Rückzug auf die strategische Verteidigung, der Rückzug auf besser haltbare Positionen, der Versuch, die russischen Truppen zu verschleißen und ihnen maximale Verluste zuzufügen, zugleich die Entwicklung eigener Waffen, Übermacht bei den Drohnen und möglichst auch bei den Munitionsvorräten, Normalisierung des wirtschaflichen Lebens in der Ukraine, Befestigung des Hinterlandes. In der Perspektive kann das alles natürlich theoretisch solche Bedingungen schaffen, unter welchen sich die Lage an der Front zu Gunsten der Ukraine drehen würde.

6:41 Damit diese Strategie aber erfolgreich sein kann, muss man noch eine ganze Reihe an Faktoren mit berücksichtigen, und das muss dann auch noch klappen! Erstens die ewigen Hinhaltungen durch westliche Verbündete - und damit gibt es bereits Probleme. Zweitens Verstärkung bei den Luftabwehr-Systemen - und es müssen dann viel mehr solche Systeme zum Einsatz kommen, wie der Beschuss neulich ja gezeigt hatten, aber auch die Notwendigkeit der Lieferung westlicher Flugzeuge - und zwar in großer Menge - ist klar. Drittens ist die Frachtschiffahrt zu ukrainischen Häfen wichtig. Der Kampf um das Meer wird auch nächstes Jahr fortgesetzt werden und er wird große Bedeutung haben, denn die Frachtschifffahrt unterstützt die Wirtschaft und den Export. Die Bewahrung der inneren Stabilität im Land ist ebenfalls ein wichtiger weiterer Faktor. Also: Beibehaltung von Disziplin und Kampfmoral und die Führbarkeit der Armee.

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7:38 Was haben wir also im Moment? Besonders gegen Ende 2023 ereigneten sich solche Vorkommnisse, welche darauf schließen ließen, dass eine Destabilisierung an sich möglich ist. Schauen wir auf die Reaktionen der Gesellschaft auf das Einerufungs-Gesetz, auf die Uneinigkeit zwischen der militärischen und der politischen Führung, auf den innenpolitischen Kampf - das alles gibt es ja! Dazu hat sich auch Selenski - die russische Seite des Aufschaukelns der Lage beschuldigend - schon geäußert. Obwohl faktisch die eigentliche Kritik an diesem Präsidenten von dessen politischen Gegenspielern und Vertretern anderer Parteien (z.B. Poroschenko, Timoschenko), aber auch von unterschiedlichen mit dem Westen verbundenen Strukturen kommt. Ob die Machthaber die Lage unter Kontrolle halten können, hängt vor allem davon ab, ob ihnen die Hilfe des Westens weiter erhalten bleibt - in den benötigten oder doch zumindest in ausreichenden Mengen; und auch davon, wie die Lage an der Front sein wird.

8:34 Die Lage an der Front jedoch hängt vor allem davon ab, wie die ukrainische Armee mit Nachschub versorgt wird. Hat sie alles? Patronen, Waffen, Granaten, aber auch Auffüllung der Reihen wenigstens im nötigen Umfang zum Halten der Front, denn alle verstehen ausgezeichnet, dass das Rekrutenpotential der Ukraine mit dem Russlands nicht mithalten kann. Das Risiko des Ausblutens der Ukraine ist selbst bei Verteidigung noch mehrfach höher als das für die russische Seite. Die Reaktionen der ukrainischen Gesellschaft auf die Verschärfung des Einberufungsgesetzes zeigen schön klar, dass ein großer Teil davon nicht bereit ist, an die Front zu gehen, und er wird sich - wo auch immer - verstecken.

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9:13 Früher haben wir schon miteinander ausgewertet, dass zwischen dem Staat und seinen Staatsbürgern in der Ukraine wohl vom ersten Tag der Unabhängigkeit [1991] an wahrscheinlich eine unausgesprochene Vereinbarung bestand:
Die Leute erfüllen ihre Pflicht gegenüber dem Staat, soweit sie Lust dazu haben. Was sie nicht tun wollen, tun sie eben nicht! Außerden ist das durch und durch korrupte System einschließlich der Wehrämter wohl kaum in der Lage, den Rekrutennachschub im benötigten Umfang abzusichern. Im Moment hält sich die ukrainische Armee immer noch auf dem Rückgrat der Berufskader. Das sind die Reservisten der ersten und zweiten Reihe der operativen Reserve sowie die Freiwilligen, die zu Beginn des Krieges kamen. Aber diese Ressource wird gerade verbraucht. Kann aber die Ukraine diese Ressource wieder auffüllen? Das ist die Schlüsselfrage, von der der Verlauf des Krieges im kommenden Jahr abhängt.

10:09 Die Strategie der Ukraine wird nur aufgehen, wenn das Kräftegleichgewicht an der Front ungefähr so bleibt oder sich wenigstens nicht verschlechtert für die Ukraine. Falls aber die Ukraine trotz der Einberufung ihre Verluste doch nicht wieder auffüllen kann, dann funktioniert diese Strategie nicht. Es ist auch nicht sicher, dass Russland keine umfassenden Aktivitäten der Mobilmachung zum Auffüllen der eigenen Armee mit eigenem Personal durchführen wird. Sie produzieren ja auch noch eigene Waffen, aber die Ukraine möchte solche nur gern herstellen.

10:44 Über die Strategie Russlands für das kommende Jahr reden wir unbedingt auch noch. Aber die ukrainische Strategie zusammenfassend wird diese wie gesagt aufbauen auf Umstellung auf Verteidigung und Wiederherstellung der ukrainischen Armee nach den erlittenen Verlusten. Zugleich wird die Ukraine weiterhin auch Luftschläge gegen Ziele tief hinter der russischen Frontlinie durchführen - auch auf russischem Staatsgebiet und auf der Krim. Unter anderem auch, um den Kampfgeist in der Gesellschaft zu stärken. Wie Ihr aber versteht, beinhaltet diese Strategie aber auch hohe Risiken. Und derer sind es nicht wenige! Ob es gelingt, sie umzusetzen, zeigt sich ja vielfach in den nächsten 4 bis spätestens 6 Monaten des kommenden Jahres. Sobald sich die Lage bei der westlichen Hilfe klärt, wird ersichtlich, ob die Ukraine eine hinreichend große Zahl an Bürgern rekrutieren kann. Außerdem: Kann sie die innere Stabilität in dieser ganzen Situation bewahren? Wenn den Regierenden klar wird, dass diese Strategie scheitert, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auf Verhandlungen zur Beendigung des Krieges einlassen.

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11:55 Russland kann sich das Jahr 2023 in die Aktiva buchen. Nach einer ganzen Reihe von Stress-Tests wie Einberufung von Rekruten, Meuterei Prigoschins, Sanktionen des Westens, Rückzug russischer Truppen aus ukrainischen Gebieten und so weiter hat sich das Staatssystem als hinreichend effektiv und fähig erwiesen, z. B. die Wirtschaft auf Kriegs-Gleise zu bringen. Was man übrigens in der Ukraine feiert und den ukrainischen Machthabern als Vorbild unter die Nase reibt. Die russische Armee schaffte nach den schweren Verlusten von 2022 eine Wiedergeburt, auch den Kampfgeist zu erhalten und die Disziplin. Wie auch immer Prigoschin da etwas versuchte. Mit neuen Waffen und Kampfmethoden hatten sie klarzukommen. Viele Experten bescheinigten der russischen Armee in westlichen Massenmedien mündlich und schriftlich, dass sie aus ihren Fehlern lernt und z.B. ukrainische Erfahrungen übernimmt. Die russische Wirtschaft hat sich ebenfalls auf neue Absatz-Märkte umorientiert und wuchs. Das westliche Sanktionen so gar keine Wirkung hatten, kann man nicht sagen. Aber sie zeigten keine existenzbedrohende Wirkung auf die Fähigkeit Russlands, Krieg gegen die Ukraine zu führen. In der Gesellschaft hielt sich im Ganzen die Stabilität und auch ein hohes Niveau an Unterstützung für die Regierung und an Loyalität für diese. Einzelne Funken der Art, wie das in Machatschkala vorkam, verglimmten ziemlich rasch.

13:13 Doch auch vor Russland steht nun die Frage der weiteren Strategie im Krieg gegen die Ukraine. Diese kann in 3 Varianten unterteilt werden: 1. Der Krieg auf Verschleiß in etwa im gegenwärtigen Format. Langsamer Vormarsch Kilometer für Kilometer, davon ausgehend, dass Russland objektiv einfach mehr Ressourcen hat als die Ukraine. Sowohl an Leuten wie auch an Kämpfern - und dabei noch mit Aussicht auf deren Nachzucht. Aus diesem Grund könnte der Ukraine früher oder später das Material ausgehen, vor allem wenn aus diesem oder jenem Grund die westlichen Verbündeten aufhören, die Ukraine aufzurüsten und zu unterstützen. Und in Folge dessen wird sie unterliegen und den Forderungen der Russischen Föderation nachgeben müssen.

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13:54 Diese Strategie bringt zugleich auch bedeutende Risiken direkt für Russland mit sich. Bei Aufrechterhaltung des heutigen Kräfteverhältnisses an der Front kann die russische Föderation mit gewaltigen Durchbrüchen wohl eher nicht rechnen. Dagegen gibt es dann viele Monate dauernde Kämpfe um jedes Dorf und jede Stadt, und jede Eroberung wird große Verluste kosten und dennoch nicht zum Durchbruch im Krieg führen. Die Eroberung Avdeevkas wird z.B. - falls sie gelingt - die Frontlinie wegschieben von Donezk. Im Gesamtmaßstab des Krieges wird diese Eroberung jedoch keine wichtige Rolle spielen.

14:27 Radikal ändern wird sich die Lage zu Gunsten der Russischen Föderation erst bei einer inneren Destabilisierung in der Ukraine, ebenfalls bei einem weitgehenden Scheitern der Einberufung neuer Rekruten und natürlich bei Ausbleiben westlicher Unterstützung. Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens dieser Bedingungen ist nicht gleich Null. Aber auch nicht genau 100%.

14:42 Die Fortsetzung des heutigen Kriegs-Formates mit schweren Kämpfen um jede Ortschaft, um jedes Dorf, um jede Siedlung - wovon es ja jede Menge in der Ukraine gibt - und mit ständigen Treffern tief im Rücken der russischen Armee und auf dem Staatsgebiet der Russischen Föderation, lassen früher oder später Fragen in der Gesellschaft und im Personal der russischen Armee aufkommen: Wie lange wird das noch so weiter gehen? Was ist überhaupt das Ziel dieses Krieges? Warum haben sie den Krieg überhaupt angefangen und hat Putin einen Plan für den Sieg? Und in wie weit verhält sich die politische Führung des Landes adäquat zu dieser Situation? Es bleibt auch offen, ob Russland seine Armee so wie im derzeitigen Format auffüllen kann - ohne Mobilmachung, nur über Vertragskämpfer und Anwerbung von Häftlingen. Es ist offensichtlich, dass in einer beliebigen Gesellschaft die Zahl der Leute, die wenigstens für gutes Geld bereit sind, freiwillig in den Krieg zu ziehen, begrenzt ist. Auch die Reserven in russischen Gefängnissen sind nicht unbegrenzt und sie werden früher oder später verbraucht sein.

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15:44 Die zweite mögliche Strategie Ruslands ist die Strategie des ruckartigen Durchbruchs. Konkreter gesagt geht es um eine neue Welle der Mobilmachung und um eine weitgehendere Umstellung der Wirtschaft auf Kriegszwecke, für die Ausweitung der Produktion von Waffen und Geschossen. In diesem Fall ist es Aufgabe, in nächster Zeit die globale Überlegenheit Russlands sowohl beim Personal als auch bei der Bewaffnung abzusichern. Das würde den tiefen Durchbruch durch die ukrainischen Verteidigungslinien ermöglichen wie auch die Einkesselung großer Truppenverbände der ukrainischen Streitkräfte und die Ausführung von Angriffen auf solche Richtungen [besser: Ziele], dass sie [die Angriffe] dann zur schnellen Niederlage der Ukraine führen. Also Angriffe auf Kiew, Dnepr und Saporoschje sowie vollständige Besetzung der Schwarzmeerküste der Ukraine beispielsweise. Es gibt Gerüchte, der Kreml würde eine neue Mobilmachungswelle im Frühjahr nach den Präsidentenwahlen planen. Offizielle Stellen der russischen Regierung bestreiten diese Informationen. Auch diese Strategie Russlands birgt heftige Risiken. Der Kreml geht, wie wir in den letzten beiden Jahren sahen, sehr vorsichtig an eine Militarisierung des Lebens in der russischen Gesellschaft heran. Die russische Regierung versucht mit allen Mitteln weiter den Eindruck aufrecht zu halten, der Krieg fände irgendwo weit weg statt. In Russland soll das übliche Leben wie gewohnt weiter gehen! Eine neue Mobilmachungs-Welle würde dieses Konzept beschädigen. Das kann die soziale Spannung in der Gesellschaft erhöhen. So eine Mobilmachungswelle garantiert auch keinen Durchbruch an der Front. Die Entwicklung der heute üblichen modernen Kriegstechnik macht einen beliebigen Angriff zu einer blutigen Angelegenheit.

17:25 Die Lage in der Ukraine heute ähnelt weniger der im zweiten Weltkrieg, aber mehr der im ersten Weltkrieg, denn jede Bewegung an der Front erfolgt nur auf Kosten enormer Verluste. Auch wenn Russland noch mal hunderttausende Soldaten an die Front wirft, heißt das noch lange nicht, dass den ukrainischen Streitkräften auch eine strategische Niederlage zugefügt wird. Ich spreche noch nicht einmal davon, dass man all diese Leute auch erst mal ankleiden, bewaffnen und ausbilden und ihnen gute Kommandeure geben muss. Und noch vieles andere.

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17:56 Die dritte Strategie ist das Anhalten des Krieges entlang der aktuellen Frontlinie. Und die Risiken der beiden ersteren Varianten berücksichtigend ist nicht auszuschließen, dass Wladimir Putin sich auf einen Waffenstillstand einlässt. Falls er wirklich dazu bereit ist, und die Ukraine auch und ebenso der Westen!
Es gibt auch zwei Faktoren, die dahin drücken können. Zum einen ist das die Stimmung unter den Russen. Ja, die Mehrheit der Russen unterstützt wirklich Putin. Zugleich unterstützt aber auch eine Mehrheit die schnellstmögliche Kriegsbeendigung auf Grundlage der aktuellen Frontlinie.
Der zweite Faktor ist die internationale Lage. Putin hat mehr als einmal klar gemacht, dass der Krieg in der Ukraine kein Selbstzweck ist, sondern der Änderung der Weltordnung und dem Aufbau eines neuen Systems der Sicherheit dient. Selbstverständlich ist der Hauptgrund zwischen all den veröffentlichten Gründen für den Start eines Krieges in der Ukraine die Weigerung des Westens, auf das russische Ultimatum hin einzulenken und die NATO nicht weiter zu erweitern.

18:56 Schon am Fakt dieser Absage selbst konnnte man begreifen, dass die USA eine Einmischung Russlands in den Ukrainekonflikt nicht als Bedrohung für sich selbst empfanden. Um den Krieg zu vermeiden, hätte man irgendwo nachgeben oder Kompromisse mit Putin finden müssen. Es war aber auch eine einzigartige Möglichkeit, Russland in ein langes und blutiges Gemetzel zu verstricken und selbst daran gar nicht direkt teilzunehmen. Amerikanisches Blut wird in der Ukraine heute nicht vergossen. Gleichzeitig ist das für die USA auch eine Möglichkeit, Europa maximal an die USA zu binden, wobei man die Wahrscheinlichkeit irgendwelcher eigenmächtiger geopolitischer Spiele von EU-Ländern auf Null drückt. Hinweise auf so einen Plan lieferte ein Artikel im POLITICO zum Jahrestag der Invasion. Darunter gab es eine große Anzahl Kommentare von Politikern und Beamten, die daran erinnerten, was am Vorabend der Invasion geschah. Aus ihnen geht hervor, dass man etwa seit November 2021 in Washington annahm, Russland würde einen Einmarsch in die Ukraine vorbereiten. Also daraus folgend hat man sehr wohl verstanden, welche Folgen sich aus einer Absage auf den berühmten Brief der Russischen Föderation zur Nichterweiterung der NATO nach Osten und zum neuen Sicherheitssystem in Europa ergeben könnten. Zwischen all den Kommentaren war aber auch nicht einer, der etwa vorschlug, um einen Einmarsch zu verhindern, lieber die NATO doch nicht zu erweitern. Immerhin könnten in einem solchen Krieg zehntausende oder hunderttausende Menschen sterben, vielleicht sogar Millionen! Vielleicht haben wir Mitleid mit denen und mit der Ukraine? Wollen wir sie ja lieber doch nicht in die NATO aufnehmen? Aber nein! Nicht einen solchen Kommentar gab es da - nicht einmal im Format einer Diskussion. Es gab auch keinen Gramm Zweifel, auch wenn im Westen vor Beginn des Krieges sogar eine rasche Zerschlagung der Ukraine für möglich gehalten wurde. Aber auch diese Variante empfanden die USA - den Reaktionen zufolge - nicht als für sich gefährlich. Die gingen wahrscheinlich - wisst Ihr? - ganz zynisch davon aus, dass die Profite höher als der Einsatz sein werden. Europa ist danach an Amerika angebunden. Gegen Russland wird ein Sanktions-Schlag geführt werden. Und um die Ukraine ist es einfach schade.

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21:17 Darum gilt auch jetzt: Wenn Putin immer noch das Ziel hat, den Westen zu irgendwelchen Abmachungen für ein neues Sicherheitssystem, für eine neue Weltordnung zu überreden, wäre eine Fortsetzung des Krieges doch sinnlos. Selbst im Fall des vollständigen Sieges Russlands und Eroberung des ganzen Gebietes der Ukraine wäre das noch kein Anlass für die USA, irgendwie nachzugeben - eher im Gegenteil! Da vereint sich doch der ganze Westen erst recht unter der Losung: "Es ist nötig, sich der russischen Bedrohung entgegen zu stellen!"

21:46 Für Russland wird der Preis des Sieges aber ein viel zu hoher. Putin bekommt auf Kosten hoher Verluste ein komplett zerstörtes Land mit einer - nett formuliert - nicht loyalen Bevölkerung. Was eine große Bedrohung für Russland wird, ist die über Jahrzehnte gebremste Entwicklung des ganzen Landes. Und im Gegenteil bietet die Beendigung des Krieges neue Chancen auf Abkommen mit dem Westen.X2

22:08 Für Putin ist gleichzeitig ja auch der neutrale Status der Ukraine eine wichtige Bedingung. Wenn diese Forderung im Paket mit den Abmachungen für eine Einstellung von Kampfhandlungen erfüllt wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kreml dem Paket zustimmt, hoch.

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22:27 Was das so genannte karibische Szenario angeht: Wenn Russland z.B. beschließt, schlagartig die Einsätze zu erhöhen, um den Westen zu Abmachungen zu überreden, dann ist die Wahrscheinlichkeit dafür jetzt niedriger als vor einem Jahr, weil die Aussichten an der Front nun für Russland besser sind. Und damit gibt es keine Motive für eine Verschlimmerung der Situation auf eigene Initiative hin. Die oft aus Moskau gehörten Drohungen mit Atomwaffen sind in letzter Zeit auch nicht mehr zu hören gewesen. Das Gleiche gilt für die Drohung des Einsatzes von Atombomben in der Ukraine. Darüber hat man gesprochen unter Berücksichtigung der Perspektiven, falls die ukrainischen Streitkräfte auf die Krim vorrücken. Und dann könne die Russische Föderation Atombomben einsetzen. Im Moment erinnert man sich daran fast gar nicht mehr, weil die Gegenoffensive der Ukraine ja gescheitert ist und niemand es bis zur Krim geschafft hat.

23:16 Neue ernsthafte Bedrohungen an der Front gibt es für Russland nicht. Obwohl man das karibische Szenario auch nicht zu 100% ausschließen darf. Dieses wird eintreten, wenn z.B. Lieferungen weitreichender Raketen und westlicher Flugzeuge in großer Menge die Ukraine erreichen und Russland große Probleme bereiten. Daher ist zusammenfassend das am Wahrscheinlichsten eintretende Szenario, in den kommenden Monaten bis zur Präsidentenwahl und gleich danach den Druck entlang der ganzen Front zu erhöhen, während man zugleich Ressourcen in die innere Destabilisierung der Ukraine steckt. Ob die scheiternde Mobilmachung und die Abbremsung der westlichen Hilfslieferungen an die Ukraine zum kritischen Schwund der Fähigkeiten der Ukraine zur Landesverteidigung führen wird oder auch nicht, wird ungefähr so April bis Juni 2024 zu sehen sein. Schafft es die Ukraine ohne Zusammenbruch durch die kommenden kritischen Monate, dann steht Russland vor einem Dilemma:
Entweder auf eine neue Mobilmachung setzen, um in ziemlich kurzer Zeit den Verlauf des Krieges zu ändern? Oder auf den Abnutzungskrieg setzen - mit Hoffnung auf schrittweise Destabilisierung in der Ukraine und auf Probleme bei der westlichen Hilfe? X3

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24:30 Im Moment scheinen beide Varianten etwa gleich wahrscheinlich zu sein. Wenn man die existierenden Risiken beider Putin-Varianten mit einberechnet, wie hoch kann man dann wohl die Wahrscheinlichkeit ansetzen, dass sich Putin auf einen Waffenstillstand entlang der heutigen Frontlinie einlässt? Bei Verfügbarkeit entsprechender Vorschläge steigt die Wahrscheinlichkeit weiter an, wenn die Ukraine einen neutralen Status annimmt. Es ist auch erkennbar, dass der Kriegsverlauf Einfluss auf die Positionen des Westens hat. Schließlich versorgen westliche Staaten derzeit die Ukraine. Kaum ist der Plan der raschen Zerschlagung Russlands also gescheitert, stehen mehrere Alternativen vor den westlichen Staaten:

25:12

  1. Ausweichen auf einen langen Abnutzungskrieg
  2. die Ukraine zu einem Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie drängen oder sie zum Kompromiss-Frieden mit der Russischen Föderation überreden - falls sich Russland darauf einlässt
  3. Oder selbst in den Krieg mit Russland eintreten
  4. Irgendwelche globalen Absprachen mit Russland treffen

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25:35 Es kann da auch noch mehrere Varianten geben, beginnend mit der neuen Sicherheitsarchitektur Europas und endend mit einer Schaffung eines vollwertigen wirtschaftlichen Kriegs- und Politik-Bündnisses des globalen Nordens mit der Russischen Föderation. Die Regierungen der führenden westlichen Staaten diskutieren aktuell nur die ersten beiden Varianten. Im Grunde sträuben sie sich gegen Kompromisse mit Russland, um keinen Präzedensfall für die Zerstörung der Weltordnung zu schaffen, die auf Regeln fußt. Im Moment gibt es eine gewisse Neigung, die Ukraine weiter zu unterstützen, hoffend darauf, dass die Ressourcen der Russischen Föderation doch eines Tages zur Neige gehen. Obwohl damit viele Experten nicht einverstanden sind. Sie weisen darauf hin, dass der gegenwärtige Lauf der Ereignisse zu einer hohen Wahrscheinlichkeit dafür führt, dass die Ukraine vollständig zusammen bricht. Daher müsse man den Krieg so schnell wie möglich beenden. Und ein Waffenstillstand entlang der Linie des aktuellen Frontverlaufs sei keine Niederlage der Ukraine, sondern ein Sieg! Erhalten bleibt ja der Staat, die Armee, der Zugang zum Meer und es gibt auch gewisse Perspektiven des Eintritts der Ukraine in die EU, Es gibt die Möglichkeit, ein aufblühender Staat zu werden - zwar unter einer großen Anzahl von Bedingungen, aber immerhin!

26:47 Der Erhalt der Streitkräfte der Ukraine als Kampfkraft für Europa bedeutet, dass für sie die globale Sicherheitslage sich nicht verschlechtert. Aber diese Sichtweise setzt sich derzeit im Westen nicht durch, auch wenn die Zahl ihrer Vertreter wächst. Darunter sind - den Lecks nach zu urteilen - westliche Massenmedien und auch Leute aus Bidens Umfeld.

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27:05 Zwei weitere Sichtweisen sind eher marginal, aber auch sie haben Anhänger. Eine davon ist, dass die NATO einen Krieg mit Russland anfangen kann. Anhänger dieser Version äußern folgende Argumente: Dass die Ukraine unter Berücksichtigung ihrer knappen Ressourcen Russland nicht allein besiegen kann. Aber wenn Russland siegt, wird es zweifelsfrei auch die NATO-Staaten angreifen. Darum müsse man zuerst zuschlagen. Momentan wird diese Sichtweise weder von westlichen Eliten noch von der Gesellschaft unterstützt. Es herrscht Konsens darüber, dass eine Beteiligung der NATO in der einen oder anderen Weise zum dritten Weltkrieg führen werde, der dann unvermeidbar ein Atomkrieg sei. Also dürfe man das nicht zulassen - unter keinen Umständen. Aber diese im Westen aktive Besprechung auch des Themas des russischen Angriffs auf die NATO-Staaten im Fall der Niederlage der Ukraine im Westen hat auch Gründe für ihre Konjunktur. Insbesondere das Streben danach, die westlichen Staaten zu drängen, der Ukraine möglichst schneller zu helfen und auch die Militärausgaben zu erhöhen und sich mit der Waffenproduktion zu befassen, sie zu steigern und und zu skalieren.

28:20 Jetzt kommen wir zu den Themen globaler Übereinkommen des Westens mit Russland. Diese [Übereinkommen] sind - sagen wir mal - populär in westlichen, zum politischen Mainstream aber oppositionellen Kreisen. Sie, diese Leute, welche solche Absprachen mit Russland für nötig halten, bestreiten die Behauptung, dass beliebige Kompromisse mit Putin zum Zusammenbruch der Weltordnung führen würden - oder auch zu einer Serie neuer Kriege in verschiedenen Erdteilen. Sie gehen einfach davon aus, dass die ehemalige Weltordnung auch so schon eingestürzt sei. Und jetzt stellt sich die Frage: Wird sie durch ein System neuer Regeln, internationaler Beziehungen, globaler Koexistenz mit Zustimmung aller Seiten ersetzt? Oder tritt die Welt in eine Epoche blutiger Kriege ein? Außerdem gibt es die Meinung, dass wenn schon Russland diesen Krieg überstanden hat und der Plan der Zerquetschung Russlands wohl kaum noch funktionieren kann, muss man eben verhandeln! Und dass es für den Westen doch vorteilhafter sei, Russland und seine Ressourcen und Atomwaffen nicht zum Feind zu haben, sondern als Verbündeten - besonders unter Beachtung der heran nahenden Turbulenzen in der Welt. Warum können letzen Endes unter den westlichen Verbündeten Staaten wie Saudi-Arabien sein oder Katar, deren Vertreter die HAMAS finanzieren, aber Putin und Russland sollten keine Verbündeten sein können? Natürlich ist diese Ansicht für die amtierenden Eliten des Westens unakzeptabel. Im Fall eines Austausches der Eliten jedoch - etwa durch Wahlen in den USA - kann die Zahl der Anhänger natürlich wachsen! Aber die Beendigung des Ukraine-Krieges unter irgendwelchen Kompromiss-Bedingungen könnte diesem Prozess sogar einen Impuls geben.

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30:05 Entscheidend für die der Festlegung der weiteren Strategie des Westens im Jahr 2024 werden vor allem die ersten Monate des Jahres sein. Die Situation mit der westlichen Hilfe zeigt, ob die Staaten des Westens auf z.B. einen Abnutzungskrieg eingestellt sind oder eher darauf, die Ukraine zu Verhandlungen mit der Russischen Föderation zu drängen und den Krieg zu beenden. Zieht sich der Krieg länger hin, dann werden die Wahlen in den USA zum nächsten Schlüsselfaktor werden. Gewinnt Trump oder ein beliebiger anderer Kandidat außer Biden, dann ändert sich wahrscheinlich die grundsätzliche Strategie des Westens bezüglich der Ukraine. Wenn man es - meine lieben Freunde - schon mal kurz fassen soll: Die Ereignisse des kommenden Jahres können sich nach 5 Szenarien entwickeln:

30:48 Erstens schwindende Möglichkeiten der Ukraine zur Gegenwehr wegen Problemen mit den westlichen Hilfen, Ausbluten der Armee und Scheitern der Mobilmachung, wegen Destabilisierung, oder wegen ruckartig zu Gunsten Russlands verschobenem Kräfteverhältnis an der Front durch eine russische Mobilmachung oder andere Faktoren. Daraus folgt entweder die militärische Niederlage der Ukraine oder Eintritt in Verhandlungen unter Annahme der wesentlichen russischen Forderungen. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario liegt zwischen 0 und 100%. [Muss man das so genau angeben?] Am gefährlichsten werden für die Ukraine die ersten 5-6 Monate. Genau in dieser Zeitspanne wird - wie ich bereits sagte - klar werden, ob und in welcher Menge der Westen der Ukraine Hilfen zuteilt. Gelingt es, den Vorgang der Mobilmachung noch mal neu zu starten? Kann sich das staatliche politische System der Ukraine gegen Destabilisierung und Chaos halten? Wenn die Ukraine diese Monate durchhält, dann stellt sich im Weiteren die Frage: Wird Russland eine Mobilmachung durchführen oder nicht? Falls doch, hängt alles Weitere davon ab, ob die Ukraine die Frontlinie halten kann. Wird die Frontlinie gehalten, ist die nächste kritische Frage die nach den Wahlen in den USA und deren Folgen für die Ukraine-Politik. Dann sehen wir weiter und das Jahr wird enden und wieder werden wir eine Jahreszusammenfassung bringen.

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32:13 Das zweite Szenario ist der Abnutzungskrieg. Wenn all die vielen Versuche doch nicht zu einem Zerfall der ukrainischen Gegenwehr führen, dann wird sich der Krieg in die Länge ziehen. Die Risiken für die Ukraine bleiben erhalten, aber sie bekommt auch Zeit für die Lösung anstehender Probleme. Außerdem sagte ich ja schon, dass auch für Russland die Risiken eines andauernden Krieges erhalten bleiben. Ein andauernder Krieg ist ja an sich gefährlich und unberechenbar für alle Beteiligten.

32:40 Drittes Szenario: Destabilisierung und Niederlage Russlands. Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios ist in diesem Jahr auf einen Bruchteil des Vorjahreswertes gesunken. Es kann nur eintreten, wenn entweder irgendwelche höhere Gewalt einwirkt: Beispielsweise wenn Putin stirbt. Oder wenn einfach irgendwelche katastrophalen Fehler in der Innen- oder Außenpolitik der Russischen Föderation passieren, die zu einer plötzlichen Verschlechterung der sozial-ökonoimischen Lage im Land und zu einer Verschlechterung der Beziehungen zu den wichtigsten internationalen Partnern führen. Oder aber die russische Gesellschaft kann vom sich hin ziehenden Krieg ermüden und beginnen, danach zu fragen, warum wir so lange kämpfen und wohin das alles führen soll. Aber im Moment hat die Wahrscheinlichkeit so eines Szenarios rein hypothetischen Charakter.

33:25 Das vierte Szenario - NATO-Staaten treten in den Krieg ein. Dieses kann theoretisch passieren, wenn entweder Russland den Einsatz mächtig erhöht. Das ist, was wir schon - das karibische Szenario 2.0 betreffend - besprochen hatten. Oder wenn die NATO-Staaten zur Überzeugung kommen: "So - jetzt ist Schluss! Wir müssen einen Präventivschlag führen, um keine Niederlage der Ukraine zuzulassen. Sonst wird Russland die NATO-Staaten überfallen." Oder wenn es auf ganzen Welt Ärger gibt und ein globaler Konflikt ausbricht zwischen - grob gesagt - westlichen und nicht westlichen Staaten, wobei die ukrainische Front nur eine unter vielen sein wird. Aktuell sieht die Wahrscheinlichkeit für so ein Szenario nicht gerade hoch aus. Für die Russische Föderation läuft es auch so schon ziemlich gut an der Front, so dass "alles auf eine Karte setzen" und damit den Konflikt mit dem Westen zu provozieren ... [wohl ausfällt].

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34:11 Im Westen setzt sich gerade die Ansicht durch, dass wenn sich NATO-Staaten einmischen, ein dritter Weltkrieg - ein Atomkrieg also - ausbricht. Und das darf man nicht zulassen! Bei den stärksten nicht westlichen Staaten - Russland und Iran mal ausgeklammert - wird derzeit nicht der Wunsch, Krieg zu zu führen, demonstriert. Obgleich sich die Ereignisse auf der Welt - wie Ihr selbst ja seht - gerade so rasch und stürmisch entwickeln, dass da alles Mögliche passieren könnte. Aber wir - liebe Freunde - raten hier ja nicht miteinander aus dem Kaffesatz! Wir analysieren Daten aus unterschiedlichen Quellen.

34:48 Und zum fünften Szenario: Waffenstillstand oder Frieden zu Kompromissbedingungen. Wie ich schon ganz zu Beginn dieses Videos sagte, haben sowohl die Ukraine als auch der Westen in diesem Jahr begriffen, dass ihre Strategie, die darauf ausgerichtet war, dass Russland eine Niederlage erleiden wird, endgültig misslungen ist - wie schon im März 2022 der Plan Russlands zur schnellen Zerschlagung der Ukraine. Die Umsetzung eines geplanten Waffenstillstands oder Friedens ist jederzeit möglich und die Zahl der Anhänger dieser Idee wächst. Hauptproblem der Umsetzung so eines Szenarios ist, dass was z.B. für die Ukraine oder Russland ein äußerst wichtiger Punkt ist, einfach prinzipiell für die andere Seite unannehmbar scheint. Wenn sich z.B. die Lage für eine Seite an der Front plötzlich verschlechtert und sie einen Waffenstillstand vorschlägt, dann kann die andere Seite eine Gelegenheit sehen, jetzt alles, was man will, zu bekommen, und deshalb dem Friedensangebot eine Absage erteilen. Zu irgendwelchen Kompromissen kommen beide Seiten gewöhnlich - gemäß den Erfahrungen aus der Geschichte - dann, wenn sie bereits vielfach vergeblich versucht haben, ihre Ziele zu erreichen. Und bis dahin vergehen Jahre. Zugleich sind die Risiken eines andauernden Krieges und darunter auch globale Risiken für die ganze Welt auch allen offensichtlich. Das bietet dennoch die Chance zu einer Beendigung des Krieges in nicht so ferner Zukunft, vielleicht schon im nächsten Jahr.

36:26 Nun, wie man so schön sagt: Warten wir's ab! Wir werden ja sehen! Hauptsache wir erleben das noch! Trotzdem möchte ich diese Sendung mit einer positiven Anmerkung beenden, denn morgen ist Neujahr, heute der 31. Dezember, eine Zeit, die die Leute mit ihren Familien, den Liebsten und Freunden verbringen. Leider können nicht alle an diesem Tag mit ihren Leuten zusammen sein, aber in Gedanken sind sie doch einander immer nahe. Das Wichtigste ist, dass wir unter egal welchen Umständen menschlich bleiben und den Glauben an eine mögliche gute Zukunft für uns und unsere Kinder und Enkel nicht verlieren! Frohes Neujahr! Falls Ihr das Video erst im neuen Jahr anschaut, so gratuliere ich Euch eben zum Neuen Jahr 2024! Auf ein baldiges Wiedersehen! Wir sehen uns bald wieder! Dann schon im neuen Jahr. Macht's gut!

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Eigene Ergänzungen (noch unfertig)

X2

Das Problem mit Abmachungen mit dem Westen ist: Der hält sich nicht daran! Weder an die Abmachung zur Nichterweiterung der NATO, vereinbart zwischen NATO und Gorbatschow vor dem russischen Truppenabzug aus halb Europa, noch an pünktliche und ausreichende Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Westen hat nicht einmal Skrupel, der eigenen Bevölkerung eine künstliche Infektion von Herz- und Blutgefäßwandzellen sowie Organzellen mit ungebremst schadwirkenden viralen Protein-Bauplänen als Impfung anzudrehen. Die Bevölkerung wurde impfiziert, nicht geimpft.

X3

Eigentlich ist das gar kein so wirkliches Dilemma für Russland. Wie schon der alte Konfuzius zu seinen Schülern aus der 4 b sagte: "Never touch a running system!" Die Russische Föderation hat bisher ihre Mittel so sparsam eingesetzt, dass sie offenbar bis heute keinen Mangel an Nachschub hat. Bei der Ukraine reichte es nur mit Ach und Krach, die Frontlinie zu halten, obwohl doch ein eigener Vorstoß geplant und vorlaut in allen Massenmedien angekündigt wurde. Die Ukraine hat mal wieder alles, was sie an Munition erbettelt hatte, verballert und sitzt nun in Sachen Granaten und Raketen auf dem Trockenen, während Russland diesen Krieg auf Verschleiß offenbar zum großen Ärgernis der NATO noch lange führen kann und dafür sogar auch noch vom Westen bezahlt wird. Der Westen ist ja nun wirklich nicht unabhängig von russischem Dünger und von russischem Öl und Gas geworden, sondern er muss dies nun wegen der eigenen Sanktionen umständlich bei Grau-Importeuren (Sanktionsbrechern) mit sattem Aufpreis kaufen statt es bequem zum Beispiel in Gas- und Ölleitungen zu vertraglichen Vorzugspreisen direkt vom Erzeuger geliefert zu bekommen. Russland stieg in der OPEC wieder auf Platz 1 der Fördermenge. Die Öl- und Gaspreise geben Russland die Zeit und das Geld, in finanzieller Absicherung Munition zu bauen oder aber zu kaufen. Da bleibt den Russen sogar noch genug Taschengeld aus Exporten übrig, um in der Ukraine nach vollständiger Eroberung den Wiederaufbau zu stemmen! Die Sanktionen wirkten gleichzeitig als Wettbewerbsvorteil für einheimische Erzeuger. Und der westliche Energiehunger sowie der Raub russischer Exporteinnahmen durch die USA sorgten für einen Welthandel am Dollar vorbei, so dass der Westen nun sogar gezwungen ist, eigene Sanktionen zu brechen und bei Russland und weiteren Staaten Waren zu liefern, um überhaupt eine dort akzeptierte Währung zu haben, mit der man die Rohstoffe dieser Länder nun bezahlen muss.

übersetzt [und kommentiert] von Peter Spangenberg

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