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Die Spitze eines Eisbergs vor der eigenen Haustür

letzte Änderung am 15.12.2009

Winnenden

Irre - kein Einzelfall, leider!

Der Wahnsinn schlägt wieder zu

Das beschauliche Schwabenländle wurde im März 2009 von einer unfassbaren Tat eines Geisteskranken heimgesucht. Dieser tauchte in Kampfanzug und mit einer Pistole sowie mehreren hundert Schuß Munition in seiner ehemaligen Schule auf und erschoss dort wie in einem Ballerspiel eiskalt dutzende Schüler und Lehrerinnen. Von der Polizei verdrängt, lebte er seinen Blutrausch dann noch an zufällig seinen Weg kreuzenden Menschen aus, brachte einen PKW mit Fahrer in seine Gewalt und tauchte an einem anderen Ort in einem Autohaus auf, wo er Verkäufer und Kunden hinrichtete und mitten im Schusswechsel mit der Polizei seinem Leben mit einem Gnadenschuß ein Ende setzte.

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Der Vorfall - eine ausgewachsene Katastrophe für die um ihre Toten trauernden Schüler, Eltern, Ehepartner und Kollegen - erinnerte leider bereits an mehrere ähnliche Amokläufe in der Bundesrepublik Deutschland nach 1990. Eine Mutter meinte nun vor der Kamera eines TV-Senders, dass sie sich solche Szenen früher nur aus Amerika hätte vorstellen können. Aber Amerika finde nun eben - fügte sie hinzu - auch bei uns statt. Deutschland nimmt in Europa den Spitzenplatz unter den Amok-Staaten ein. Was ist hier seit 1990 anders und schlechter als in anderen Staaten Europas? Was kann man tun, um weitere Amokläufe unwahrscheinlicher zu machen?

Amoklauf

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Und es ist noch nicht zu Ende

Ich habe gehört, dass der Vater des Depressionskranken über 4000 Schuß Munition zuhause lagerte. Das dürfte über dem in naher Zukunft benötigten Vorrat für das Training im Schützenverein liegen. Auch zur Heim-Verteidigung liegt mir der Wert (bei einigen Euros je Patrone ist das wirklich ein Wert) etwas hoch. Im Wilden Westen ritten die Leute mit wesentlich weniger Munition durchs Land. Da Depressionsveranlagung auch erblich übertragen wird, scheint sich mir in Winnenden vielleicht noch ein Drama zu entwickeln.

Und nicht nur dort. Wenn jeden Tag in den Medien von Krise, Entlassungen, Zusammenbruch gejammert wird, dann werden stabile Persönlichkeiten nach Auswegen, Auswanderungszielen und neuen Berufsfeldern suchen, weniger stabile Leute aber geraten - gefördert durch den bei uns üblichen Stress im Alltag und die viel zu knappe Zeit, mal mit jemandem über persönliche Sorgen zu reden - in eine persönliche Krise Depression. Die führt zu gestörter Interpretation der Umwelt. Passiert das vielen Leuten, dann haben wir eine Massenpsychose. Anzeichen: Immer mehr Leute driften in Scheinwelten wie Ballerspiele und Alkoholrausch ab. Bereitschaft zur Gewaltanwendung gegen sich und andere steigt. Amoklauf wird unter solchen Kranken geradezu populär. Das sind dann unsere eigenen Selbstmordattentäter. Und die dürfen dann auch noch die Behandlung abbrechen, weil sie sich für nicht krank halten. Und weil die eigenen Eltern vielleicht ein ähnliches Problem haben und sich für genauso normal halten. Weitere Verarmung von Millionen Menschen durch Fehlvergabe der Rettungspakete an die sowieso schon viel zu reichen Leute wird aus Deutschland noch ein Pulverfass machen! Wem nützt das? Wer will uns denn da haben?

Link zum Amok-Blog von Winnenden

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Von Körper und Geist

Ein paar Anzeichen gibt es schon

In gesunden Körpern kann auch ein gesunder Geist wohnen. Wenn Deutschlands Wirtschaft derzeit einen kranken Körper darstellt, dann sind die zunehmenden seelischen Defekte der Bevölkerung untrennbar mit den Ängsten vor sozialem Abstieg, vor Kriminalität und vor dem staatlich-gesellschaftlichen Totalausfall verbunden. Die Frage ist also nicht, ob wir es mit anwachsenden Depressionsfällen zu tun bekommen, sondern wie schnell die Schweregrade und der Gesamtanteil der Kranken in der Gesamtpopulation zunehmen. Warum bringen viele Eltern inzwischen sogar in einstmals idyllischen Kleinstädten ihre Kinder selbst zur Schule und holen sie dort auch wieder ab? Warum sollte man in der Disco sein Getränk nie unbeaufsichtigt lassen? Zu meiner Jugendzeit waren das nicht einmal Gesprächsthemen. Warum haben Extremsportarten solchen Zulauf? Wieviele Unternehmer und Manager haben heute Alarmanlagen und Kameras am Eigenheim und einen vollen Waffenschrank für alle Fälle? Welchem Manager trauen wir heute keine selbstbewilligten Sonderbonus-Zahlungen trotz maximaler Verluste im Konzern zu? Welchen Politiker halten wir noch für fähig, Recht und Unrecht klar zu unterscheiden? Vielen fehlt sogar schlicht die soziale Kompetenz, den ALG2-Empfängern die selbe Kindergelderhöhung wie allen anderen Deutschen zugestehen zu wollen. Wieviele deutsche Abiturienten melden sich derzeit freiwillig zu Kampfeinsätzen im Ausland? Und da wundern wir uns ausgerechnet über ein noch überschaubar kleines Feld von Suizidgefährdeten, die gern noch ein paar Leute einer für feindlich gehaltenen Umgebung mit in den Freitod reißen? Wenn alle langsam in den Wahnsinn abdriften, dann bleiben diese Amokläufer eben auch nicht lange aus. Die gehören einfach zum Gesamtbild einer solchen Massenpsychose. Oder etwa nicht?

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Blick nach vorn

Wir können uns natürlich aufs Jammern konzentrieren und immer wieder fassungslos vor den neuesten Entwicklungen stehen. Ich bevorzuge jedoch eine sinnvolle Deutung der Zeichen, um einer möglicherweise unangenehmen Zukunft nicht ahnungslos entgegenzutaumeln. Fangen wir bei den Strategie- und Ballerspielen an. Diese wurden - las ich im Internet - vom US-Militär beauftragt, um eine im Vietnamkrieg noch viel zu schießunlustige Truppe zukünftig schon in der Schulzeit auf bewusstes Killen von Feinden vorzubereiten. In Vietnam sollen viele Amerikaner lieber über die Feinde hinweg geschossen haben, um sich Gewissensbisse zu ersparen. Im Irakkrieg wurden an US-Kontrollposten auch mal versehentlich Autos mit Müttern und Kindern beschossen, in Guantanamo foltern NATO-Truppen Kriegsgefangene. Und wo lernt man diesen etwas lockereren Umgang mit der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung? Den lernt man doch spielend.

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In Klassikern wie Age of Empires oder Warcraft hat man nur dann eine Chance zum Sieg, wenn man so schnell wie möglich dem Gegenspieler die Bauern wegschlachtet und Infrastruktur zerstört. Das mag unethisch sein, aber es erinnert doch an sehr die meisten echten Kriege und prägt nach hunderten Stunden virtueller Kampferfahrung einen siegreichen Computer-Feldherren ein wenig. Fortgeschrittene Kämpfer bekommen heikle Missionen anvertraut, in denen man egal unter welchen Verlusten vier Bohrtürme, die östlichen Einheiten oder den bösen Feind selbst komplett zu vernichten hat. Bauern sind auch Feinde! Das erkennt der Krieg-Spieler an der Hutfarbe des Feind-Bauern und daran, dass der Computer ihnen erst nach dem letzten Abschuss den Siegerkranz zuerkennt. Nein - ich glaube nicht, dass das US-Verteidigungsministerium bei den PC-Spielen ihr Geld zum Fenster hinausgeschleudert hat. Der Effekt ist überall nicht mehr zu verleugnen. Heute wird im Zweifel lieber mal draufgehalten als vorher gefragt. Ist das nicht krank?

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in gold we trust

Ein durch fremde Gegenden streifender Soldat, der für einen wie auch immer schöngefärbten Kampfauftrag potentielle Aufständische liquidiert (gemeint ist hier nicht deren Verflüssigung, sondern das Ermorden) und nach getanem Job vom Wehrsold im Armee-Basislager eine einheimische Prostituierte mietet, verhält sich - gemessen am Geist der Truppe - vielleicht ganz normal. Nur darf solcher Truppengeist nicht zum Maßstab werden. Diese Söldner sind alle miteinander schwer seelisch krank, ja schon mit Beginn ihrer Laufbahn sozial auffällig. Für kein Geld der Welt - und schon gar nicht für einen lächerlichen Wehrsold - würde ein geistig gesunder junger Mann mit oder ohne Abitur jahrelang Freunde, Liebesglück und Familie zurücklassen, um in billigen grünen Anzügen auf Befehl Männchen vor größenwahnsinnigen Unteroffizieren zu machen und in der Wüste in Cabrios zu fahren, die von der miesen Ausstattung her auf dem deutschen Privat-Markt schlicht unverkäuflich wären. Ein gesunder Mensch geht nicht freiwillig und bewusst ins Ausland, um dort für Leute, die weder ehrlich Steuern zahlen noch einen volkswirtschaftlichen Zusammenbruch vermeiden wollen, Zielscheibe zu spielen und selbst auf Einheimische zu schießen. Also braucht eine funktionierende Militärmaschine eben Geisteskranke - und zwar in hinreichend großer Anzahl. Kanonenfutter soll ja schließlich nicht denken, sondern schießen gehen.

Söldner-Liebe

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Welcher Typ Frau fällt einem Besatzungssoldaten schon begeistert um den Hals? Das einzige, was man sich aus der Ferne mit nach Hause bringen wird, ist wohl ein ganzes Bündel von Geschlechtskrankheiten, die für potentielle zukünftige Bräute ein Pulverfass darstellen. Die meisten pilzlichen oder bakteriellen Varianten kann man vielleicht noch mit Medizin niederknüppeln. Aber virale Brückenköpfe für den Gebärmutterkrebs oder unschöne Herpes-Varianten im Genitalbereich sind tickende Zeitbomben - zumindest für die künftigen Intim-Partnerinnen. Darauf lassen sich auch wieder nicht gerade die intelligentesten Bräute ein. Auch diese zweite Wahl ist ein Kollateralschaden eines krankmachenden Systems. Nicht jeder akzeptiert diese Nebenwirkung, wenn er sie begreift. Ein paar Dumme wird es immer geben.

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Vertrags-Soldaten sind krank. Sie haben eine gestörte Wahrnehmung der Wirklichkeit. Sie glauben, für ein höheres Ziel und/oder für den eigenen Vorteil irgendwo die Kastanien aus dem Feuer holen zu müssen. Das entspricht wahrscheinlich eher dem Klische arabischer Selbstmordattentäter als die arabischen Fanatiker selber. Die deutschen Söldner ertränken Zweifel in Unmengen von Alkohol und anderen geeigneten Drogen. Sie kaufen sich Sex im oder am jeweiligen Standort und halten das für einen brauchbaren Ersatz für Beziehungen. Wenn sie gesund heimkehren, haben ihnen schlauere Konkurrenten die nettesten Mädchen bereits in eigene Familien abgeworben. Im Beruf haben andere junge Männer nun schon jahrelangen Vorsprung, was auch deren Arbeitsplätze in Krisenzeiten etwas sicherer macht. Als Heimkehrer können sie nicht einmal Erfolge der Einsätze glaubhaft machen, denn überall dort, wo derzeit NATO-Truppen kämpfen, versinken die Ortschaften in Chaos und Gewalt. Die Kontraktler können sich und ihre mobile Einsatzfähigkeit eigentlich nur pausenlos weiter auf dem Kriegs-Weltmarkt anbieten. Das sind also ganz offensichtlich Opfer der eigenen Trugbilder, Versager auf breitem Feld, Verlierertypen eines falschen Lebenskonzeptes. Ihre einzige gesundheitliche Tarnung ist die Isolation von Müttern und Schwestern in der Heimat.

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Und wehe, wenn sie dann doch heimkommen und sich nicht sofort wieder umstellen können. Dann spricht man von einem Kriegstrauma. Wie man doch mit den geeigneten Vokabeln den Sinn verdrehen kann! Zuhause soll er dann nett zur Freundin sein, soll ehemaligen Lehrern nicht auflauern, soll gesellschaftlichen Normen genügen, die zu brechen ihn die virtuelle Welt im PC sowie die Bundeswehr doch erfolgreich gelehrt hat. Wäre der Rekrut nicht schon bei seiner Unterschrift unter den Söldnervertrag schon verrückt - er müsste es spätestens bei der Rückkehr werden! Und noch kehren viele Rekruten heim, auch wenn der Trend anders aussieht.

erstes Treffen

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Von einer solchen Entwicklung kann keine Volkspartei und kein Bürger profitieren. Am Ende vom Lied übertönt lautes Säbelrasseln jede Stimme der Vernunft. Das war 1914 und auch 1939 nicht anders. Aber wenn man nicht mit dem Kaninchenblick starr auf die falsche Schlange schaut, sondern sich rechtzeitig mit anderen Betroffenen verbündet, dann kann man das Ruder auch herumreißen. Dazu muss man allerdings - auch wenn das gerade unmodern wird - wieder mehr miteinander reden. Üben Sie das, bitte! Dann knallt es vielleicht bald schon nicht mehr in deutschen Schulen. Einen Versuch wäre das doch wenigstens wert, nicht wahr?

Peter Spangenberg

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