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Ver.di-Zinskritik


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Arbeiterinteressenvertretung und Zinskritik bei ver.di

Ver.di hat 2007 eine Broschüre herausgebracht, die als Argumentationshilfe für gewerkschaftliche MultiplikatorInnen gedacht ist. Der Titel: »Finanzkapitalismus - Geldgier in Reinkultur!«

http://wipo.verdi.de/broschueren/finanzkapitalismus/data/finanzkapitalismus.pdf

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Diese Broschüre arbeite, sagen die Kritiker (Finanzkapital AG beim ver.di-Bezirk Stuttgart), extensiv mit der antisemitisch besetzten Heuschreckenmetapher.
Wir haben richtig verstanden! Diese Metapher ist bereits besetzt. Und zwar antisemitisch! Da kann man nichts machen! Wer zu spät kommt (oder gar nicht), weil seine Themen besetzt, tabu oder aus anderem Grund unwichtig sind, den bestraft nun einmal entweder das Leben - oder stellvertretend die Finanzkapital AG der Stuttgarter Gewerkschaft, der Geheimdienst oder eine andere letzte Instanz der absoluten Wahrheit. Falls man nicht vorher mit defektem Fallschirm aus dem Flugzeug fällt. [Hier empfielt sich eine kurze Besinnung zu Ehren von Herrn Möllemann.}
Die Kritiker weiter: Bereits auf dem Titelbild wimmele es übrigens von diesen Insekten. Damit scheiden aber schon mal fast alle Frauen aus dem potentiellen Leserkreis aus, nicht wahr? Es sei also - so die Kritiker - falsch und unfair, den Verantwortlichen gleich böse Absichten zu unterstellen. Alarmieren müsse aber nicht nur die hartnäckige Ignoranz gegenüber Geschichte und Problematik dieser Metapher. Auch inhaltlich sei dieses Werk weit entfernt von einer nicht regressiven Kapitalismuskritik.
Ich habe hier möglichst unverstümmelt den Originaltext der Zinskritik-Kritiker von Ver.di an Ver.di wiedergegeben. Soviel Platz muss manchmal sein!

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Wo Sie jetzt vielleicht schon nach dem nächsten Satz verlangen, lasse ich mir noch einmal in Ruhe die neue Vokabel auf der Zunge zergehen. Nicht regressive Kapitalismuskritik - das wäre demnach zulässig. Demzufolge hätten irgendwelche Schreiberlinge doch tatsächlich regressiv den Kapitalismus kritisiert. Das klingt wirklich böse. Mit solchen Leuten würde ich bestimmt nicht spielen wollen. Es sei denn, mir erzählt einmal jemand, was das schlimme Wort bedeutet.

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Auf einer Seite von www.top-berlin.net fand ich eventuell eine plausible Antwort und auch die Ecke, aus der der Wind weht. Ein Antideutscher Wind übrigens! Ich zitiere:

»Statt Kritik am falschen Ganzen werden alle Ekelhaftigkeiten des Kapitalismus auf die abstrakte Seite der Warenvergesellschaftung projiziert und somit wieder dienstbar für Nation, Volk und/oder Religion gemacht. In Zeiten von Heuschreckendebatte, Irakkrieg und Deutschquote im Radio fällt Antiamerikanismus auf fruchtbaren Boden. Amerika (oder auch Ostküste) dient dabei häufig als moderne Chiffre für die Juden. Modernität, Urbanität und Individualität – Attribute, die heutzutage mit den USA verbunden werden - werden mit Verfall gleichgesetzt. Dieser Bedrohung, von einer künstlichen Nation ausgehend, wird gern ein organisch-gewachsenes Volk entgegen gesetzt. Die Anschlussfähigkeit zum Antisemitismus ist augenfällig. Als Kommunist_Innen wollen und müssen wir diesen Tendenzen entgegentreten.«

Das war - betone ich noch einmal - ein Zitat. Und auch dieses wird bei weitem nicht von allen Kommunisten unterschrieben. Nicht einmal von allen jüdischen Kommunisten, glaube ich. Und auch orthodoxe Juden haben nicht unbedingt vor, die Modernität, Urbanität und Individualität, die man dank der Massenmedien aus den USA kennt, in Israel 1:1 nachzuempfinden. Über deren Ansätze mag man diskutieren, aber was die »amerikanische Lebensart« ( american way of life) angeht, dazu gibt es eigentlich weltweit recht ähnliche Ansichten. Und das kann ruhig so bleiben.

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Daneben warb man bei TOP BERLIN mit folgenden Links:

Das ganzheitliche Bündnis hat mir dabei am besten gefallen. Ein Bündnis gegen Geld und Bürger, ein Bündnis also gegen oben und unten. So ausgewogen - eine perfekte Ballance zwischen Rebellion und Selbstvernichtung! Alle Macht der autonomen Mitte! Und das Kapital - auch ganz weit weg damit! Am besten gleich bis in die Jungle World - die eine stramm antideutsche Abspaltung der im Vergleich dazu hochanständigen Zeitung Junge Welt ist.

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Noch mehr zur Lasterhaftigkeit überholter Kapitalismuskritik fand ich dann wieder bei Ver.di:

»Die Vorstellung vom schlimmen Finanzkapital und dem weniger schlimmen Kapital begegnet der Leserin [in der genannten Broschüre] ebenso wie die positive Bezugnahme auf das nationale Kollektiv der Deutschen und die Freude darüber, wenn "Oldenburg" gegen "New York" gewinnt. Auch ihre Einschätzung der wachsenden Rolle der Finanzmärkte als einer angeblich reinen Folge politischer Entscheidungen und nicht etwa der krisenhaften Verlaufsform des Prozesses der Wertverwertung selbst hält einer kritischen Bewertung nicht stand.«

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Bei Oldenburg und New York fällt mir auf Anhieb kein Krieg ein. Nicht einmal ein Fußballspiel. Und ehrlich gesagt zweifle ich auch ein wenig an der kollektiv-nationalen Freude aller Deutschen über einen Sieg von Traktor Oldenburg über wen auch immer. Dazu müssten erst einmal alle deutschen Fußballfans wissen, wo überhaupt Oldenburg liegt. Ich wüsste das zwar, aber dafür hat mir niemand vom Sieg über New York erzählt. Ein Fußballspiel interessiert mich eben immer nur dann, wenn ich selbst darin mitspiele. Beim letzen Punkt gebe ich den Kritikern recht, weiß aber nicht, was die Broschüre nun wieder zu dem Thema schrieb.

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Die neutraldeutschen Gegenthesen

Liebe Freunde des global herumwuselnden Finanzkapitals,

bitte nicht Zinskritik und Rassismus durcheinanderwirbeln! Daran ist schon der IDGR jämmerlich eingegangen und auch die Nachahmer werden für billige Polemik und Totschlagargumente ausgelacht werden. Was Geld ist, darüber streiten sich heute weise Experten bis aufs Messer. Wie man aber stark vereinfacht das Problem der Zinsen (was ja wohl der Kern des angeblichen Antisemitismus sein dürfte) darstellen kann, hat ein kleiner Trickfilm in 3 Teilen auf www.psverlag.de/artikel/geldvideo.html hervorragend demonstriert. Böse Juden oder Heuschrecken wird man da vergeblich suchen. Die gehören dort auch nicht hin, ebenso wie man nicht Männer pauschal als Kriegsverbrecher verurteilen darf - egal, wie hoch ihr Anteil unter solchen Bösewichten sein mag. Es ist diese immer gleiche alte Geschichte - wonach man als Intelligenzbestie angeblich das Recht auf arbeitsfreies Einkommen hat - welche unseren Planet regelmäßig mit Blut besudelt.

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Ich will das VERDI-Papier hier gar nicht lesen, da mir Verdi bisher nie als besonders kompetent in solchen Fragen schien. Gegen diese pauschale Vorverurteilung von Kritik am Finanzkapital als antisemitisch will ich aber schnell einschreiten und die Leser lieber gleich auf sinnvolle Fundstellen zu echtem Wissen hinweisen. Man suche einfach im Internet in einer Suchanfrage nach den Begriffen Zinsen, Geld, Kapital und Religion. Man wird auf Silvio Gesell mit seiner Freilandlehre stoßen, auf www.systemfehler.de, auf die Seiten bei www.psverlag.de/artikel/zinsen und auf erstaunlich viele regionale Kirchenseiten. Man lernt eine Menge über das Judentum (und vom Judentum das Kleine und große Sabbatjahr, die Schuldenstreichung, das Zinsverbot, die 10 Gebote usw.) und über die anderen Monotheismus-Religionen. Und danach weckt man Leute, die gleich mit der Antisemitismuskeule wedeln, sobald die Zinsen in die Kritik kommen, behutsam auf und führt sie ein Stück des Weges. Mit üblichem Zeitungswissen kann man sich heute schnell blamieren. Muss aber nicht sein, denn noch ist genug Wissen frei im Internet verfügbar. Man muss nur danach suchen.
Viel Erfolg!

Peter Spangenberg

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