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Tributwirtschaft ist eigentlich einfach zu verstehen. Dass der Begriff in der üblichen Begriffsnomenklatur nicht als Kategorie oder sonst übliche Vokabel auftaucht, ist ein Mangel dieser Nomenklatur, aber kein Wahrheitskriterium. Auch Gesellschaftswissenschaftler kochen nur mit Wasser. Die Sprache selbst sollten sie nicht erfinden müssen.
Kurz zum Unterschied Zinsen und Tribut: Zinsen entrichtet man nach festgelegten Formeln, in welchen die Zeit eine große Rolle spielt und zuvor ein Verschuldungsvorgang zustande kam. Es gibt aber auch eine Schutzgeldzahlung, die allein vom sogenannten Beschützer (also dem Alphamännchen unter den selbsternannten Herrenmenschen der Region) festgesetzt wird. Erst die Zustimmung zu dieser Zahlung erspart den nun tributpflichtigen Untermenschen, dem tributpflichtigen Dorf oder dem tributpflichtigen Volk oder der tributpflichtigen Nation also, einen glaubhaft angedrohten schweren Akt von Gewalt und Verwüstung. An Stelle der sinnlos zerstörten Arbeitsleistung insgesamt und dem Verlust seines Lebens bzw. der Gesundheit wählt das Opfer der Erpressung also eine Abgabe nur eines Teils der Arbeitsleistung, die es den parasitierenden Herrenmenschen ermöglicht, erst recht und in noch weiterem Umfang ein stehendes Heer aufzubauen, zu unterhalten und für weitere Schutzgeldgebietserweiterungen einzusetzen. Das alles schafft man nämlich nicht nach Feierabend - und deshalb erfanden die Herrenmenschen so eine Art Solidargemeinschaft der Untertanen. Und schon war das Recht auf arbeitsfreies Einkommen moralisch gerechtfertigt. Zumindest aus Sicht der Kriegerkaste.
Diese Schutzgelderpressung funktionierte nach etwa gleicher Logik sowohl zwischen Barbarenstämmen als auch zwischen höchst verschiedenen Kulturstufen. Mal zahlten die Kelten oder Germanen ans römische Reich, mal zwangen die Hunnen das oströmische Reich zur Tributzahlung. Im Feudalismus legten die zugewanderten hohen Herren den von nun an beschützten Dörfern der Ureinwohnerschaft Steuern und Abgaben auf. Heute zahlen wir dem aktuellen Inhaber des Gewaltmonopols (Staat) Steuern. Die rote Armee hat in den zwanziger Jahren Saatgut in der Ukraine in solchem Maße beschlagnahmt, dass die halbe Einwohnerschaft der Ostukraine an Hunger starb. Und auch die DDR bestand auf der Steuerpflicht der Werktätigen, um uns vor den Imperialisten mit einem beeindruckenden stehenden Heer beschützen zu können. Die empfundene vom Klassenfeind ausgehende Bedrohung war in der Bevölkerung jedoch so mangelhaft ausgeprägt, dass ohne den Stahlbeton- und Stacheldrahtzaun ein massenhaftes Überlaufen des Volkes nicht zu verhindern war. Selbst Funktionäre und Soldaten waren unter den erfolgreichen Mauer-Flüchtlingen.
Tribut ist also überhaupt ein von Gesellschaftsordnung und Kulturstufe unabhängiges Ausbeutungsmodell. Wer dabei die Mächtigen sind? Wer den größten Knüppel unter seinem Befehl hat, ist der Mächtige. In Vororten von Bagdad sind es schiitische oder sunnitische Milizen, in Palästina die Hamas oder die Fatah, in Rio de Janeiro sind es die Gangs der Favelas und im Irak ist es die NATO - noch jedenfalls.
Jede Macht erkennt man an der Fähigkeit, sich die Arbeitsleistung der Bürger anzueignen. Ohne Macht kann man ja nur fair tauschen. Es ist in der klassischen Variante die Priester- und die Kriegerkaste, die Kasse machen und dafür Mord und Totschlag, Gulag und Volksgerichtshof unterlassen. Tolle Gegenleistung, nicht wahr? Die heutige Priesterkaste ist jedoch nicht identisch mit den Pastoren und Predigern, welche nur noch ein Schattendasein neben den Medienmogulen und Weltbank-Inhabern fristen. Der Riss zwischen Untertanen und Herrschaft geht mitten durch alle modernen großen Religionen. Der Atheismus ist da nicht besser dran als der Monotheismus. Mit esoterischer Spinnerei oder Verfolgungswahn hat das wenig zu tun.
Wenn es offensichtlich die Macht gibt, Bürgern Teile der Arbeitsleistung abzuknöpfen, dann gibt es auch Mächtige, denn irgendwer muss sich doch mit der Beute die Taschen füllen. Mal sind es Funktionäre ohne urkundliches Eigentum, aber mit voller Verfügungsgewalt über Villen, Jachten, Land und der Bürger Arbeitskraft, mal sind es Eroberer und Erben mit urkundlichem Recht auf all diese Privilegien. Ob solche Urkunden zur Inanspruchnahme von Privilegien notwendig sind, darüber entscheidet nicht das Volk, sondern die Gold besitzende Gruppe, die einen neuen Staat vorfinanziert und die Spielregeln daher bestimmt. Bis heute hat sich noch jede Macht und jeder Mächtige eifersüchtig des Gewaltmonopols versichert - mehr oder weniger erfolgreich jedenfalls, denn es gab oft genug neidische arbeitsscheue Nachbarn mit ähnlicher Einstellung zur Tributberechtigung.
Dass Zinsen ebenfalls seit vielen tausend Jahren die Volkswirtschaften durcheinanderschütteln, habe ich ja in einem der vorigen Texte schon näher erläutert. Als die Ausbeutung und damit die Klassengegensätze zwischen Herren und Untertanen bestimmendes Element berechtigt deren Vorhandensein, von einer Zinswirtschaft zu sprechen. Diese hat natürlich mehrere Organisationsstufen:
Konkrete Termine und Orte von gesellschaftlichen Katastrophen sind sicher noch unklar. Ob man aber besser schläft, wenn man einfach diese Vorgänge und Veränderungen in der Gesellschaft mental verdrängt? Auch wenn man sich für Wachheit entschließt, muss man doch nicht gleich resignieren.
Es gab immer wieder soziale Gruppen, die der Zinswirtschaft und diversen kriegerischen Krisen geschickt entschlüpften. Dieses Wissen sollte man sich verschaffen und sich rechtzeitig einen Plan B zurechtlegen - nur für alle Fälle, falls man mit Wahlen und Streiks und befohlener Teilnahme an Inland-Friedenseinsätzen die heile Welt doch nicht retten kann. Über machbare Varianten der B-Pläne tobt derzeit die Debatte im Internet. Sich einfach auf Vater Staat zu verlassen wird übrigens nur sehr selten - und wenn, dann mit wirklich rührend naiven Begründungen - empfohlen.
Ich wäre froh, wenn die Leser der bbp mit ihren Vorschlägen dazu beitragen, dass man im Ernstfall eben nicht unvorbereitet auf die Nase fällt. Es ist nämlich nicht ganz einfach, sich aus der kollabierenden Weltwirtschaft auszuklinken und bewaffneten Konflikten aus dem Weg zu gehen. Als Gruppe sind die Überlebenschancen jedoch erheblich größer - zumindest für arme Leute, für Mütter mit Kindern und für Rentner. In den heutigen Kriegsgebieten - mit vorwiegend asymetrischer Kriegsführung - hat die Zivilbevölkerung nämlich 50% Überlebensrate, während die Soldateska (junge Soldaten, teilweise noch Kinder) bis zu 95% überlebt. Quelle: Münkler: »Neue Kriege«
Wenn dies gegen den uns eingetrichterten Tenor der Geschichtsdeutung verstößt, dann ist das - angesichts der vielen Belege - ein Problem für diesen Tenor und die aktuelle Geschichtsschreibung. Die hat man aber auch - je nach Regime und Besitzansprüchen - oft genug umgeschrieben. Auf einmal mehr oder weniger solles mir da nicht ankommen. Warum sollten wir es nicht einmal mit meiner Version probieren?
Fatalistisch sehe ich die Welt nicht. Aber erst wenn die Masse versteht, wie sie tatsächlich ausgeplündert wird, kann sie sich dagegen wehren. Ob man mit dem Kapital in drei Bänden und dem kommunistischen Manifest - oder alternativ mit neokonservativem Technowahn und sozialdemokratischem Wirtschaftswunderglauben wirklich ausreichend auf die kommenden Veränderungen vorbereitet ist, wage ich zu bezweifeln. Wer zweifelt mit mir?
Es liegt auch im Interesse der Mächtigen, sich diesmal nicht wieder auf den herkömmlichen Ablauf einzulassen. Die Modelle Zins- und Tributwirtschaft haben - gemessen an ihrer geringen Personenzahl - stets überdurchschnittlich viele Opfer in den Reihen der globalen Elite gerissen. Und selbst wer mitten im Luxus überlebt hat - war bzw. ist er glücklich? Bei der Partnersuche stört der Verdacht, man könnte nur des Geldes wegen geheiratet werden. Wenn das schon bei Boris Becker und Dieter Bohlen in der Katastrophe endet - was bewirken da einige Milliarden Euro Familienkapital wohl? Wie kommt Familie Herz (Tchibo, Beiersdorf, Maxingvest) miteinander klar? Also arangiert man sich wohl entweder mit einer Art temporärer Prostitutionsbeziehung mit Endausschüttung oder man grenzt seine Wahl auf einen inneren Kreis der Elite ein und nimmt kleine Inzuchtprobleme mit in Kauf. Das europäische Heiratsnetzwerk der Adligen dient heute deutschen Medizinstudenten im Fach Genetik als Anschauungsmaterial für wirklich gut über den Stammbaum verfolgbare Erbkrankheiten. Wirklich reiche Eltern haben oft begründete Angst, von den Erben vorzeitig um die Ecke gebracht zu werden. Auch das gegenseitige Morden der Erbschaftsanwärter ist nicht unüblich, sobald ein hinreichend verlockendes Vermögen auf einen Nachnutzer wartet. Was Geld aus Menschen machen kann, das schafft viel Geld auf alle Fälle auch! Ich kann mir aber vorstellen, dass auch reiche Leute genug Intelligenz aufbringen, um sich einmal für wissenschaftliche Spieltheorie und ein Lebenskonzept zu interessieren, welches nicht ins persönliche Unglück führt. Lohnarbeit ist ja zum Glück nicht die einzige vorstellbare Alternative! Diese Welt kann wieder Paradies werden. Auch für die heutigen Eliten.
Peter Spangenberg