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Eine unbequeme Wahrheit


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Der Al Gore Film

gesehen in der Fachhochschule Eberswalde am 26. 04. 2007

Ich war heute abend (26.04.2007) in der Aula der Eberswalder Fachhochschule zum Al Gore Film "Eine unbequeme Wahrheit - Klimakatastrophe jetzt!"

Ich gehe - unterstützt von den gesehenen Bildern - von folgenden Fakten aus:
Das Eis an den Polkappen und Hochgebirgsgletschern schmilzt gewaltig und ansteigendes CO2 hat mit nachfolgender Erwärmung schon etwas zu tun, so normal eine erhöhte CO2-Produktion auch bei vorausgehend höheren Temperaturen sein mag. Das Eine kann man nicht mit dem Vorhandensein des Anderen widerlegen. Wie hoch wir Menschen nun den Eigenanteil am Einheizen einschätzen wollen, ist letzten Endes egal - auch wenn der Film selbst eindeutig menschliche Schuld unterstellt. Die Frage ist nicht mehr, was wir dafür können. Diese Frage hätte sich - wenn überhaupt - vor 100 Jahren gestellt. Nun geht es eigentlich nur noch darum:

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  1. Wie bereiten wir die voraussichtlich klimatisch begünstigten oder wenigstens zumutbaren Regionen der Erde auf den Zulauf von einigen Hundert Millionen Flüchtlinge aus neuen nordeuropäischen Eiszeit-Landschaften (wegen des abreißenden Golfstroms wegen Verdünnung des Salzwassers durch Grönlands ehemalige Eisberge), neuen Überschemmungsgebieten (fast alle Metropolen liegen an heutigen Küsten und somit bald unter Wasser) und neuen Dürregegenden (Brandenburger Wald wird es vermutlich in 30 Jahren nicht mehr geben, da der Niederschlag von künftig 200-350 mm pro Jahr dazu nicht mehr ausreicht) vor? Wie machen wir den Eskimos in Grönland, Kanada und Sibirien den Zuzug von ganzen Südvölkern schmackhaft? Wo werden wir unterkommen? Wen lassen wir zu uns nachrücken?
  2. Wie organisieren wir die ausreichende und bezahlbare Versorgung dieser zuwandernden oder bleibenden Leute trotz versiegender Flüsse, die aus abgeschmolzenen Gletschern und verdorrten Bergwäldern in vielen Gegenden nicht mehr zu Tal fließen werden? Welche Bau- und Buddelarbeiten sollten wann begonnen und wann fertig sein? Wieviel Wasserreserve muss über oder unter Tage gebunkert werden?
  3. Wie stellen wir die Versorgung der weiter rapide steigenden Weltbevölkerung sicher, wenn die Anbaufläche weiter so rasch zurückgeht bzw. an Ertragswert weiter so rasch abbaut?
Und wenn wir einen relevanten menschlichen Eigenanteil unterstellen, also nicht jedes Grad Erwärmung einfach dem Sonnengott mit seinen zyklisch fleckigem Gesicht in die Schuhe schieben wollen:
  1. Was können wir selbst tun, um jetzt und sofort unseren Eigenanteil herunterzufahren.
Und wenn wir mal vom hohen Ross des diesmal vermutlich mit betroffenen Westeuropäers herunterkommen, stellt sich vielleicht auch die Frage:
  1. Haben wir das Recht, den Jakuten, Tschuktschen und Neufundländern eine vorausgesagte Erwärmung ihrer heute eher unwirtlichen Heimat vorzuenthalten? Immerhin hatten wir Jahrtausende lang das Wetter auf unserer Seite. Nun fallen unsere Immobilienpreise vielleicht, aber anderswo entwickelt sich eine neue Volkswirtschaft zur Hochkultur. Wie heilig ist das Eigentum an Boden, wenn er noch nicht uns Weißen gehört? Tauschen wir Bleiberecht gegen Patente und Urheberrechte? Oder bevorzugen wir klassische Konfliktlösungen mit Feuer und Schwert?

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Die Organisatoren der Veranstaltung beschränkten sich jedoch auf eine halbherzige Diskussion von Punkt 4. Halbherzig musste selbst diese eingegrenzte Diskussion werden, da der Sinn der Veranstaltung offenbar im Spagat zwischen Wahlkampf für Bündnis 90/GRÜNE und der Frage Nr. 4 lag. Fettnäpfchen wie ein auf 25 Jahre hinausgeschobener Atomausstieg oder umweltfeindliche Einsätze der Bundeswehr im In- und Ausland unter rot-grüner Regierung wurden als Störfaktoren betrachtet und professionell mit einem klaren JEIN umschifft. Überhaupt wurden Fragen von Gästen der Veranstaltung an die beiden grünen Spitzenfunktionäre nie sofort und direkt beantwortet, sondern zu einem Meinungsbrei mehrerer Beiträge verdichtet und dann mit geübt wirkenden Kurzreden vom Podium kommentiert. Natürlich war man im Podium auch gegen überhöhte Bahnpreise und deren Streckenstilllegungen. Das kostet bei Oppositionsparteien ja nichts und bringt im Nu Wählerstimmen. Und beim nächsten Mitregieren würde man sicher wieder und sogar noch hundertprozentiger auf die Umsetzung von Wahlversprechen achten, dachte ich mir im Stillen dazu.

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Es wurden - trotz aller Überzeugungsarbeit, dass die Erwärmung rein auf menschliche Ursache zurückzuführen sei - erstaunlicherweise weder Ursachen für eine global so verheerende Bevölkerungsexplosion, Naturzerstörung und die bereits aus allen Haarrissen pfeifende Zinsbombe der Weltwirtschaft angerissen noch Lösungen für solche Ursachen angedacht. Man konzentrierte sich im Podium lieber auf die unverschämten Stand-by-Energieverluste bei gerade nicht benutzten Elektrogeräten und schlug uns Gästen eine zwangsweise Verschrottung aller Haushaltsgeräte und deren gesetzlich erforderlichen Ersatz mit jeweils energiegünstigeren Neugeräten - im Dreijahresrhythmus - vor. Abgesehen von der Frechheit, vom eigenen Gehalt auf unsere Belastbarkeit zu schließen, erwähne ich nur, dass auch die Herstellung einer Waschmaschine selbst ordentlich Energie verbraucht. So ein Blech walzt und stanzt sich nicht allein. Chips, Plasteteile und Kabel, Gerätetransport und Leuchtreklame für jedes neue Modell kostet auch Energie. Und es soll sogar Aluminium-Bauteile in Elektrogeräten geben, die ja bekanntlich besonders viel Energie bei der Herstellung fressen. Das alles wurde uns jedoch so nicht erklärt. Vielleicht, weil es doch ein so spontaner Spargedanke war, dass ihn der Redner selbst kaum in der Sekunde erfassen konnte? Andererseits - hier saß nicht irgend ein Ortsgruppen-Kassenwart, sondern kampferprobte Prominenz. Politische Profis sagen gewöhnlich nur das, was ihnen die PR-Abteilung auch abgesegnet hat.

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Damit war für mich diese grüne Partei - soweit im Podium jedenfalls erkennbar - eindeutig angekommen im Kreis der auf ewiges Wachstum setzenden Volksparteien. Darin unterscheidet sich diese Partei auch nicht mehr von der L.PDS. Wie man das mit Ökologie zu verbinden gedenkt? Na offensichtlich durch solche Verkaufsfördergesetze zu Gunsten des deutschen Industriekapitals. Die Veranstaltung endete mit der Aufforderung, noch öfter als bisher zu solchen Veranstaltungen zu erscheinen. Ich hätte eine Empfehlung zum Besuch des Barnimer Energiespartags vom Energiesparkontor e.V. am Samstag , die sicher mehr bewirkt hätte als solche plumpe Aufforderung zur Teilnahme an Parteiwerbeveranstaltungen, für anständiger gehalten. Der Film hat mir jedoch - auch wenn ich dem Al Gore ebensowenig wie unseren Bundestags-Politikern über den Weg traue - gut gefallen. Vor allem ein Satz blieb hängen:

Mark Twain: Es ist sehr schwer, einen Menschen von etwas zu überzeugen, wenn sein Gehalt davon abhängt, es nicht zu glauben.

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In wie weit das auch für grüne Politiker zutrifft, mag jeder mit sich selbst ausmachen. Glaubwürdig ist nur, wer seine Meinung auch lebt. Den Beweis dazu sind uns unsere Politiker wohl allesamt noch schuldig. Oder etwa nicht?

Peter Spangenberg

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