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Es gibt ja Städte, bei denen im Laufe der Zeiten die Schreibweise oder auch der Name selbst wechselte oder gar erst lange nach der Gründung eine Schriftsprache für die Dokumentation der Stadtgeschichte erfunden wurde. In solchen Fällen, die in der Regel fast 10.000 Jahre zurückliegen dürften, kann der exakte Gründungstermin schon einmal strittig sein. Eberswalde hat es jedoch als eine nicht einmal 1000-jährige Stadt im neunmalklugen Mitteleuropa fertiggebracht, gleich zwei um viele Jahre auseinanderliegende Gründungsdokumente aus dem tiefen Mittelalter für echt zu erklären, auch wenn beide Zettel sich dann eben ein wenig widersprechen.
Aus irgendwelchen Gründen entschied sich die Stadtverwaltung, im Jahr 2004 die 750-Jahr-Feier anzusetzen - genau rechtzeitig vor der Wiederwahl des Bürgermeisters Reinhard Schulz. Wer vor 1990 in einer Eberswalder Schule das Fach Mathematik hatte, kann nun selbst rasch das dazu passende Gründungsjahr ermitteln, welches immerhin von einem der beiden Papiere im Heimatmuseum bestätigt wird. Für die anderen hier rasch der richtige Rechenweg: 2004 - 750 = Gründungsjahr laut einer der beiden Urkunden im Museum. Warum ich hier einen Rückschritt im Bildungsniveau in weniger als 20 Jahren unterstelle? Normalerweise war und ist doch die uns bekannte Zivilisation laut allgemeiner Lehrmeinung durch einen recht kontinuierlichen Zuwachs von Wissen quer durch die Jahrtausende geprägt. Ich möchte die Frage daher gern weitergeben an alle Betriebe der Stadt, die bis heute Lehrlinge ausbilden. Senden Sie uns bitte Ihre Beurteilung der heutigen Bewerber im Vergleich zu Bewerbern der vergangenen Jahrzehnte zu!
Es gibt nun also zwei widersprüchliche amtlich beglaubigte Gründungsbelege. Aber darin unterscheidet sich diese Akte durchaus nicht von modernerer Geschichtsschreibung nach Eberswalder Art. Unsere Stadt hat heute sogar einen real existierenden Zweckverband Wasser / Abwasser, der wurde zwar nach Auffassung seiner Geschäftsführung und befreundeter Politiker Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts (wie lange mag das her sein!) gegründet, jedoch kann sich inzwischen niemand in Verwaltung und Parlament daran erinnern, wer das denn wann genau und mit wem getan haben soll.
Jedenfalls konnte der gegen diesen seltsamen Verein klagenden Bürgerbewegung BKB vor Gericht kein Nachweis einer entsprechenden Veranstaltung erbracht werden. In Eberswalde wurde dieser Mangel mit einer einfachen Unterschrift des Landrates unter einem eilig vom Potsdamer Landtag gelieferten Heilungsgesetz nachträglich behoben. Das klingt zwar jetzt etwas merkwürdig, passt aber andererseits wieder bestens zu den Gründungsdokumenten der Stadt an der Schwärze. Und erst recht zu den Geschäften, Geschäftchen und sonstigen Handlungen dieses angeblich öffentlich-rechtlichen ZWA-Vereins, dem - so sieht das immer wieder vor Gericht aus, wenn der BKB zur Klärung eines Sachverhaltes bittet - weder klar ist, was ein gebuddelter Anschluss-Meter für seine Rohrleitung an Selbstkosten verursacht noch wo er seine hochverzinsten Millionenkredite seit 1990 vergraben hat. Auch dafür existieren übrigens gleich mehrere von Amtspersonen verbreitete Wahrheiten, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen müssten. Irgendwer wird sich von seiner Version der Stadtgeschichte damals wie heute wohl einen kleinen Vorteil versprochen haben. Und irgendjemand anders zahlt ja immer.
Es gab da auch einmal eine Zeit, da fiel unser Städtchen ganz aus der gewohnten Rückwärts-Rolle. Ein Engländer erfand den Dampfkessel, und ausgerechnet in Eberswalde wurde kurz darauf Deutschlands erster Dampfkessel geschmiedet. Auf einmal erfand da irgendwer irgendwo einen Dampfhammer, und schon stand einer der ersten (legalen?) Kopien auch in Eberswalde als Zainhammer herum und klopfte Stahl aus dem Finowtal weich. Kaum war das Radio erfunden, probierten freche Eberswalder die erste Rundfunktestübertragung Deutschlands am Finowkanal aus. Obwohl hier eine der Hochtechnologien des 19. Jahrhunderts nach der anderen für Fabrikneubauten sorgte (Reichsbahn, Messingwerk, Hufeisenfabrik, Papierfabrik, Chemische Fabrik, Gaswerk, Walzwerk, Kranbau, Forstakademie, Rohrleitungsbau, Leuchtenbau, Schiffsarmaturenbau usw.), war Eberswalde trotzdem gerade in dieser Zeit ein berühmter Luftkurort mit malerischem Tierpark, wunderschönen Wäldern und Seen, ja sogar von den neuen Werken der Stadt sehr fürsorglich und fair zwischen 1900 und 1945 errichteten Arbeitersiedlungen, in denen auch ärmere Familien eine Doppelhaushälfte in den Siedlungen von Nordend, Ostende, am Kupferhammer oder in der Zetkin-Siedlung bekommen konnten. Heute gelingt ja die Anschaffung eines eigenen Häuschens fast nur noch alleinstehenden Managern in gehobener Position. Und ab 1945 ging man dazu über, den Arbeitern anstelle bodenverbrauchender Villen in neuen Siedlungen lieber ein paar betonierte Quadratmeter in der Arbeiterkäfighaltung (Schwedter Typ) fast kostenlos zuzuteilen.
Besonders verwunderlich scheint mir, dass offenbar die im beginnenden 20. Jahrhundert stramm gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft (nach ihr nannte sich die ganze Gegend bald »Rotes Finowtal«) dem blühenden Wirtschaftsaufschwung überhaupt nicht im Wege stand - dafür aber dem Kapp-Putsch, und zwar bis an die Zähne bewaffnet. Die Kapp-Leute riskierten hier keinen Zusammenstoß und gingen lieber anderswo und in immer kleineren Grüppchen spazieren, bis sich die Sache mit dem Putsch irgendwie erledigt zu haben schien.
Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert gehen in und um Eberswalde fast alle Entwicklungsimpulse von privaten Betrieben aus. Die großen Werke entstehen ohne Fördermittel, finden ihren Markt für die Produktion und beginnen Wohlstand und weiteren Fortschritt magisch anzuziehen. Im Sog dieser Dynamik entfaltet sich eine Forstakademie als national wichtigste Forstausbildungsstätte. Die üppigen Steuereinnahmen ermöglichten den kostenintensiven Bau des bis heute unbeanstandet arbeitenden Schiffshebewerks in Niederfinow. Offenbar zahlten damals auch größere Betriebe noch Steuern! Und offenbar wurden Bauaufträge damals von kompetenter Stelle wohl dimensioniert vergeben. Heute würde zum Heben der gigantischen Badewanne im Schiffshebewerk sicher ein mittelgroßes Kraftwerk eingebaut werden. Schließlich wurde auch die Eberswalder Kläranlage trotz gewissem Abzug von 25.000 russischen Soldaten sicherheitshalber doppelt so groß wie früher bestellt, weil man statt von einer Halbierung mit einer Verdoppelung der deutschen Einwohnerzahl rechnete. Damals reichte also ein simpler Elektromotor von der Leistung eines heutigen Kleinwagenmotors den Sachbearbeitern völlig aus und tut noch heute klaglos seinen Dienst an der Kanalschifffahrt.
Ob sich der Herr Hein schon einmal gefragt hat, wieviel Schulden unser ZWA heute hätte, wenn die neue Kläranlage wenigstens nicht größer als die alte gebaut worden wäre? Und wie teuer dann der m3 Wasser für die ZWA-Kunden sein würde? Hat er sich selbst wohl nicht, aber die Leute der BKB fordern vom obersten Klärwerker der Stadt dringend eine Klärung dieser anmaßenden Frage. Hier muss man aber der BKB Schizophrenie vorwerfen. Wie kann man von diesem armen Menschen, der schon mit einfachen Multiplikationsaufgaben wie »Bodenaushubpreis je Meter Grabenlänge mal Bodenbeschaffenheits-Schwierigkeitsfaktor« seine liebe Not hat und daher vor Gericht Lachsalven erntete, weil er für den Joachimsthaler Zuckersand die höchsten Preise kalkulieren ließ, eine ernstzunehmende Aussage zu solch komplexer Problematik erwarten?
Wie andere gegenden dieser Erde wurde auch Eberswalde im zweiten Weltkrieg dem kapitalistischen Zyklus geopfert. In der Hoffnung, der Staatspleite noch einmal von der Schippe zu springen, setzte Deutschland alles auf eine Schatzkarte: die Rundumerweiterung. Dabei kam man anderen Kapital- und Interessengruppen bald sehr in die Quere. Im anschließenden Duell der Kapitalklumpen waren beide Seiten sehr bemüht, feindliches Kapital entweder zu schlucken oder zu vernichten. Eberswalde gehörte dummerweise ausgerechnet zu den Gegenden, bei denen die Sieger die letztere Taktik bevorzugten. Unterstützung erhielten die mit amerikanischen Panzern versorgten Sowjettruppen durch die deutsche Luftwaffe, die das komplette Stadtzentrum in eine Mondlandschaft verwandelte, bevor sich die anrückenden roten Panzer um die Details kümmern konnten. Da fragt man sich manchmal, auf wessen Seite die deutsche Luftwaffe eigentlich in jenen Tagen des Donners kämpfte! Vielleicht sollte man auch da einmal nach den Gründungsdokumenten forschen? Oder reicht es, zu wissen, wer die Kriegskredite für die Nazis vergab?
Die einreitende Sowjetmacht schien eine gewisse Seelenverwandschaft mit den edlen mittelalterlichen Stadtgründern und der heutigen Obrigkeit der Stadt zu verspüren. Um den Sozialismus aufzubauen, wurde nach gründlichem Beschuss erst einmal abgebaut, was noch verwendbar bei 3 nicht auf dem Baum war. Lagen irgendwo zwei Bahngleise nebeneinander, dann wurde mindestens ein Gleis nach Sibirien exportiert. Was natürlich mitunter weitere Exporte selbst in dieser Richtung etwas erschwerte. In Eberswalde und Umgebung findet man übrigens kaum noch Baumbestände, die viel älter als 50 Jahre sein dürften - abgesehen von ungünstig gelegenen Mooren und Hanglagen fern der Eisenbahntrassen. Das Holz wurde angeblich als Reparationsleistung für Kriegsschäden der Sowjetunion in Richtung Taiga ausgeführt. Oder doch eher auf dem Weltmarkt vertickert? Auch wenn es ebenso wie mancher verladene Betrieb nicht unbedingt in Sibirien angekommen sein muss (und genau das behaupteten in Eberswalde stationierte Soldaten und Offiziere der Roten Armee) - es hat auf jeden Fall jemandem etwas eingebracht. War es nicht immer so in der Geschichte?
Nach und nach lernte auch die eingesetzte deutsche Zwangsverwaltung nach der Devise »Spare mit jedem Pfennig, koste es, was es wolle!« zu wursteln, dass es den fernen roten Göttern nur so eine Freude war. Vitamin B wurde im Sozialismus wichtiger als schnöder Mammon. Solange es nicht Kohle vom Klassenfeind war, die im Prinzip ähnlich wie Vitamin B wirkte. Wenn man diese in Forum-Schecks umrubelte, die am Eberswalder Bahnhof im Intershop wieder in Produkte des Klassenfeindes eingetauscht werden konnten. Doch auch eine sich zentralisierende Demokratie konnte ja - wegen des ewigen Arbeitskräftemangels auf allen Ebenen - nicht überall vor Ort sein, und so setzten sich im Sozialismus auch ein paar interessante Eigenheiten wie hohes Schulniveau, kostenloses Studium mit geregelten und ausreichenden Stipendien, Wohnungsbauprogramme, billige Mieten und garantierte Kindergärtenplätze durch, kam es zumindest bei Grundnahrungsmitteln völliger Selbstversorgung oder gar zu Produktionsüberschüssen für den Export. Das schafften die Sowjetrepubliken übrigens nicht. Die mussten jedes Jahr beim bösen Klassenfeind um amerikanische Getreidelieferungen feilschen. Der Kreis Eberswalde jedoch lieferte eigentlich immer irgendwelches Grünzeug nach Berlin, ohne dass es bei diesen Dingen dann zu Engpässen in unseren eigenen Läden kam. Bei allen Vorzügen des Sozialismus war die DDR trotzdem nicht in der Lage, in den Leuten eine tiefere Bindung an die heimatliche Scholle zu erzeugen und zu erhalten. Auch wer Spitzenpositionen im Forstinstitut oder Kranbau, in der SED-Kreisleitung oder im Sport hatte, war ein potentieller Vaterlandsverräter, und auch aus Eberswalde nutzten einige Bürger die erstbeste Gelegenheit, um - einmal hinter die Westgrenze gelangt - auch dort zu bleiben.
Als dann 1989 die ungarische Grenze undicht wurde, kurz darauf ausländische Botschaften von DDR-Bürgern gekapert wurden und Herr Schabowski wie nebenbei die Grenzöffnung der Berliner Mauer bekannt gab, war kein Halten mehr. Jeder wollte sofort einmal hinüber in das Land der grenzenlosen Freiheit. Aber - es kamen die meisten Leute erst einmal wieder zurück. Jetzt wurde demonstriert, rebelliert, sich profiliert, bis die DDR endlich eine frei gewählte und von den Alliierten unabhängige Regierung hatte, die ihre schnellstmögliche Selbstauflösung betrieb. Polizei und Armee waren faktisch in Deckung gegangen und für den normalen Bürger nicht mehr existent. So frei fühlte ich mich nie zuvor und auch nie mehr danach. Die sich als Treuhand formierenden Kräfte fühlten wahrscheinlich etwas ähnliches und setzten mit ihrer Auffassung von sozialer Marktwirtschaft nicht nur mich in Erstaunen.
Seit 1990 hat die Stadtobrigkeit sich nämlich an ihren historischen Auftrag, Geschichte aktiv zu gestalten, erinnert und neben fast allen größeren Betrieben (KIM, SVKE, Forstinstitut, Tierhygieneinstitut, Papierfabrik, Chemische Fabrik, WBK, VTK, ...) auch ein paar Handwerksbetriebe (Buchbinderei Wüster, Druckerei Scholz, Schweißgeräteservice Schiele, Petschkun, Ufe Solar, ...), Schulen, Kindergärten und Kinos auch den arroganten Drang zu nachhaltigen Meisterleistungen jedweder Art abgewickelt. Diese totale Deindustrialisierung wurde unter dem Begriff »Aufschwung Ost« in die Geschichtsbücher notiert. Da sich mit dieser Entwicklung nicht jeder Bürger brav abgefunden hat (seit 1989 hält sich hartnäckig das Gerücht im Volke, dass gewöhnliche Bürger in der Demokratie an der Macht zu beteiligen wären), sind von 60.000 gemeldeten Einwohnern des Jahres 1989 bis heute bereits etwa 30.000 untreue Untertanen weggezogen.
Da solche Zahlen immer einen negativen Nachgeschmack beim Leser hinterlassen, hat man sich in der Verwaltung an die Sache mit dem Gründungsjahr erinnert und auch beim Einwohnermeldegerister etwas nachgeholfen. Kaum waren sämtliche umliegende Nachbardörfer eingemeindet, so schnellte die Einwohnerzahl wieder auf rekordverdächtige 40.000 Stück hoch. Und unter diese magische Grenze, die eine Herabstufung des Bürgermeistergehaltes bedeuten würde, ist diese Zahl seitdem nie wieder gesunken. Daraus kann gefolgert werden, dass der zunehmende Leerstand von Immobilien in der Stadt (Mietwohnungen in manchem Stadtteil zu 30-40% leer, Gewerbeflächen schätzungsweise über 50% ungenutzt) nur eine optische Täuschung sein muss. Sonst würde sich sicher mancher Abgeordnete schon Gedanken um die Zukunft der Stadt machen. Aber ich kann Sie beruhigen: unsere gewählten Volksvertreter sind handverlesen. Die haben vielleicht Nerven. Vielleicht sogar Nervenstränge. Streng genommen scheren die sich nicht um die paar tausend wegziehenden Bürger mit Gehirn, solange sie noch von der Hoffnung auf den einen großen superreichen Investor zehren können, der ihnen prophezeit worden sein muss und wohl alle städtischen Schulden tilgen wird. Nun, wo sie an der Strategie schon seit fast 20 Jahren festhalten und dieses große Ziel auch unabhängig von den Wahlergebnissen beibehielten, ist der Erfolg doch unausweichlich, denn bei soviel Fehlschlägen kann man nur noch zustimmen: Einmal muss es doch klappen!
Oder sind seit ALG2 selbst schlichteste Gardinen einfach bei vielen Leuten nicht mehr im Budget und die Prawda als preiswerte Notlösung leider nicht mehr verfügbar? Eine einleuchtende Erklärung für das Phänomen der leeren Fenster wird es sicher geben. Wer liefert die erste verworrene Verschwörungstheorie? Wenn Ihr, liebe Bürger, das nicht hinkriegt, dann macht es eben die Eberswalder Stadtverwaltung - das könnt Ihr mir glauben! Dafür haben die sogar eine eigene Dienststelle: die Pressestelle.
Eine weitere geniale Dienststellenkombination sorgt für die Vergraulung von Gewerbetreibenden, die sowieso nur Unruhe in blühende Landschaften bringen. Im Zusammenspiel von Bauamt und Liegenschaftsverwaltung WITO GmbH ist der Grundstückspreis je m2 im Technologie- und Gewerbepark inzwischen auf Null gesunken. Gibt es doch gar nicht - bei Immobilien? Na, dann lassen Sie sich doch einmal als kleiner Investor auf eine Anfrage bei der WITO ein!
Der Bodenpreis liegt nur deshalb so scheinbar günstig auf der Null herum, weil dem Zweckverband Wasser / Abwasser noch der Erschließungsbeitrag nachzureichen ist. Und der liegt allein schon bei 5 Euro je m2. Klingt immer noch zu günstig, nicht wahr? Was kostet wohl ein Jahr bei Ihnen? Oder zwei? Die Abteilungen der Stadt Eberswalde haben nämlich noch ein paar Schachzüge parat, die den reinen Bodenpreis geradezu nebensächlich werden lassen. Machen Sie sich auf monatelange Nachforderungen zu den Bauunterlagen gefasst. Wer statt einer Kahlschlagfläche (Standardangebot im Technologie- und Gewerbepark) darauf besteht, sein Gebäude in eine Waldlichtung hinein zu planen, dem kann schon mal ein Grünordnungsplan abverlangt werden, in dem Position, Art und Fruchtfarbe eines jeden Ziergesträuches sauber einzuzeichnen ist. Vergessen Sie nicht, regelmäßige Änderungsmitteilungen bei Fruchtfolge nachzureichen! Ihr Architekt freut sich bestimmt über ein paar kleine Zusatzaufgaben.
Natürlich muss man in Eberswalde zuerst Vermessung, Architekten, Baustatik und den ZWA-Anschlussantrag bezahlen, bevor man einen Bauantrag einreichen kann. Ich bin noch heilfroh, dass ich das Baugrundstück nur reservieren ließ, sonst hätte ich heute ein Buschbiotop am Stadtrand in Besitz, welches dem ZWA auch noch tributpflichtig wäre. Das Bauamt verlangte nach einem Jahr der Aktenbearbeitung mit den lustigsten Nachforderungen unmögliches. Eine Nachforderung war, dass ich für die weitere Bearbeitung noch den exakten RAL-Farbton meines Farbverlaufes von Rot nach Schwarz im Firmenlogo melden musste. Ich nannte eine mehrstellige Ziffernkombination für mein Rot, womit ich an irgendeiner Stelle im Logo vermutlich sogar richtig lag und der Beamte Herr Meier glücklich und zufrieden war. Ob ich auch einen reinen Buchstabencode hätte nennen können? Vermutlich wäre auch das durchgegangen.
Doch als das Bauamt eine Dienstbarkeit im Grundbuch verlangte, die das Grundstück im TGE zur Duldung des umliegenden Gewerbes verpflichtete, der aktuelle Grundstückbesitzer (Stadt Eberswalde, vertreten durch die WITO und ihren Chef, Herrn Bester) jedoch eine solche drastische Wertminderung seines Grundstücks im Gewerbepark weit von sich wies, wurden mir wegen Fristüberschreitung meine Unterlagen wegen meines Desinteresses unter Löschung des Vorgangs zurückgegeben. Und klagen darf man ja nur gegen abgelehnte Bauanträge, nicht gegen sein eigenes Desinteresse, nicht wahr? Was auch immer Sie also in Eberswalde bauen wollen, vermeiden Sie so lange wie möglich Kontakt zum Bauamt! Und überdenken Sie Ihre Standortwahl auch unter anderen Aspekten noch einmal gründlich, solange Sie nicht in den örtlichen Filz einheiraten können oder wollen!