HKS, Pantone und garantierte Farbtonwahl

Sehr geehrter Herr Spangenberg,

auf der Suche in den Tiefen des World Wide Web bin ich auf Ihre interessante Homepage gestoßen. Ich war auf der Fahndung nach einer Vergleichsliste zwischen den HKS- und den Pantone-Farbtönen und habe nichts vernünftiges gefunden, außer dem Dutzend Riso-Farben, die Sie auf Ihrer Seite angeben. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen. Kennen Sie eine Tabelle, aus der man die ungefähren Entsprechungen der Farbfächer ablesen kann? Die DTP-Leute lassen sich die Werte wohl von ihrer Software umwandeln. Aber da müßte es doch was anschaulicheres geben. Für einen kleinen Tipp wäre ich Ihnen dankbar.

Mit freundlichen Grüßen vom Rande der Schwäbischen Alb

Original Message

Sent: Wednesday, March 26, 2003 5:43 PM

Subject: Vergleich HKS-Pantone

Name ist uns bekannt, wird aber ohne Zustimmung hier nicht gezeigt. Wir würden sogar einen Link auf die Firma des Fragestellers setzen!

Sehr geehrter Herr ...,

ich bin da wohl auch überfragt. Sowohl HKS als auch Pantone lassen sich nämlich ihre Farbtabellen vergolden - egal, ob nun digital in Software oder als Papier-Musterfächer. Der direkte Vergleich wird wohl von beiden Monopolisten nicht so recht angestrebt. Dazu kommt aber, dass man trotz der angeblich so garantiert richtigen Farbtonwahl noch böse Überraschungen erleben kann, weil die verwendeten Papiere oder Bedruckstoffe einen bemerkbaren Einfluß auf den nachher wahrgenommenen Farbton haben. Unser Extremfall war ein in einer Offsetdruckerei mühsam ausgesuchter Farbton in Braun, der unter dem Fadenzähler (einer starken Lupe) auf dem bedruckten Papier auch noch so aussah, aber aus normaler Leseentfernung eindeutig sattes Lila darstellte. Wütende Reklamation unseres Kunden war nur zu verständlich. Wir sind daher von dieser Art Farbton-Lotterie abgekommen und haben unsere eigenen Farbtabellen für jeden Drucker entwickelt. 99% aller Druckaufträge kommt bei uns jedoch ohne jeden Blick auf solche Tabelle aus.

Wir sind auch gegenüber leichten Farbunterschieden etwas toleranter geworden, weil Wetter, Beleuchtung, Augenermüdung und eine Reihe anderer Faktoren selbst bei teuerster Kalibrier-Technik nie die von HKS und Pantone versprochene 100%-Farbtreue für die Wahrnehmung beim Betrachter zulassen werden. Versuchen Sie einmal nach einem anstrengenden Arbeitstag abwechselnd das eine oder andere Auge zuzuhalten! Mitunter erleben Sie dann deutliche Grün- oder Rotstichigkeit des mit beiden Augen für normal gehaltenen Bildeindrucks. Wenn sich schon beide Augen einer Person manchmal widersprechen, was soll dann erst das Auge eines anderen Menschen auf meinen Druckerzeugnissen sehen? Nicht böse sein, wenn dieser Versuch nicht gleich beim ersten Versuch klare Unterschiede der Farbwahrnehmung zeigt! Bei mir klappts auch nur selten und meist nach stundenlanger Autofahrt. Aber wer weiß, wie mein Kunde im Moment der Druckabnahme Farben sieht? Ob Kaffee, Alkohol, Medikamente, Tabak oder der allgemeine Gesundheitszustand auch Bildeindrücke verfälschen können? Vielleicht neigen manche Leute sogar zu zeitweisen Helligkeitsschwankungen bei der Sehkraft. Auch die Bildschärfe muss nicht immer gleiche Eindrücke hinterlassen.

Von ausbleichenden Farben oder vergrauendem Papier will ich ja noch gar nicht sprechen. Was dadurch an grausamen Farbstichen möglich ist, hat wohl jeder schon einmal irgendwo gesehen, nicht wahr?

Es tut mir leid, Ihnen nicht weiter geholfen zu haben, aber wenn Ihnen meine Zeilen etwas Kraft gespendet haben, dann wäre ich über eine kurze Antwort sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Spangenberg