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Von großen Brüdern
Von großen Brüdern
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und kleinen Korrekturen
Es ist noch gar nicht solange her, dass uns die einzig wahre Partei (also die mit der führenden Rolle) stets die Unfehlbarkeit des großen Bruders UdSSR vor die Nase hielt. Diese Unfehlbarkeit der realsozialistischen Besatzungsmacht ging soweit, dass sogar astreine Eroberungskriege (Finnland, Baltikum, Polen, Afghanistan) und gewaltige Defizite in der Volkswirtschaft (fehlende Leichtindustrie) wie im Umweltschutz (Tschernobyl) schöngeredet wurden, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Inzwischen sind wir uns wohl einig, dass die Roten uns auf breiter Front etwas vorgeflunkert hatten. Der große Bruder wurde vor kurzem nach Hause geschickt und ist auch dort nicht mehr ganz so groß - von der Vorbildrolle ganz zu schweigen.
Viel besser glaubten sich da doch die Brüderchen und Schwesterchen westlich der Elbe betreut. Ihr großer Bruder war noch unbesiegbarer, wirtschaftlich noch erfolgreicher und geradezu von biblischer Herzensgüte in all seinen politischen Entscheidungen. So steht das in der Zeitung, also ist das so! Kein Vergleich also zum bösen Bruder in der RGW-Familie! Wirklich nicht?
Seit der große Bruder des Westens nun zum einzigen Superbruder der gesamten Welt mutierte, beschleunigten sich sämtliche Verfallserscheinungen seines guten Rufes, seiner Wirtschaftskraft und seines internationalen Spielgeldes. Im Prinzip wußte wohl auch ein in der BRD erzogener Schulabgänger, dass es auf der Erde vielleicht 5 - 10 Staaten gibt, die über Atomwaffen verfügen, die wenigsten davon sich aber an Kernwaffentests heranwagen. Im weitesten Sinne würde wohl auch jeder Bundesbürger Atomwaffen mit zu den Massenvernichtungsmitteln zählen, nicht wahr? Aber nur ein einziger Staat der Welt leistete es sich bisher, auf ein bereits besiegtes Land nicht nur eine - nein, gleich zwei Atombomben fallen zu lassen und damit die Großstädte Hiroshima und Nagasaki im Atomblitz zu grillen! Mich würde doch sehr interessieren, was für Rechtfertigungen in westlichen Geschichtsbüchern dazu zu finden sind.
Ausgerechnet dieser wenig vorbildliche Staat fiel innerhalb weniger Jahrzehnte durch mehrere moralisch ziemlich bedenkliche Angriffe auf schwächere Staaten (Korea, Kuba, Chile, Vietnam, Grenada, Nicaragua, Honduras, Afghanistan) auf. Immerhin wurden in Folge solcher Operationen oftmals grausame totalitäre Regimes an die Macht gebracht, wiedereingesetzt oder an der Macht gehalten, mitunter sogar demokratisch gewählte Regierungen durch US-freundlichere Diktatoren ersetzt. Trotzdem beschwören westdeutsche Medien fleißig bis heute weiter die angeblich dienstälteste und beste Demokratie namens USA zum Vorbild für uns - also den Rest der Welt.
Und nicht einmal, als eben dieser international auffällige Radaubruder USA den Irak verdächtigt, möglicherweise Massenvernichtungswaffen zu besitzen und trotz millionenfachem Protest aus vielen Großstädten der Welt sofort mit einem Eroberungsfeldzug beginnt, können sich unsere Brüder und Schwestern aus der ehemaligen BRD von der irrigen Vorstellung trennen, dass der große Bruder über jede Kritik erhaben sei! Nur knapp vor der drohenden Wahlniederlage begriff Kanzler Schröder die Folgen weiterer uneingeschränkter Solidarität mit dem Antiterroristen Bush und wedelte mit dem weißen Taschentuch vor dem Wahlvolk herum. Das war aber auch verdammt knapp damals, Gerhard! Schwein gehabt!
Wenn auch im Irak eines Tages so gefährliche Waffen auftauchen würden, wie sie die USA offenbar anhand der eigenen Lieferscheine zu finden hofft, so fragt man sich doch, wer wohl einen UNO-Blauhelm-Einmarsch eher verdient hätte: Derjenige, der sich bei der NATO ABC-Waffen verschafft hat, ohne diese jemals gegen Kriegsgegner eingesetzt zu haben - oder derjenige, welcher an zahlungskräftige Schurkenstaaten ABC-Waffen verkauft, seine eigenen Antrax-Killerviren-Labors nicht einmal zum Schutz der eigenen Bevölkerung dichthält, bereits mehrfach Atombomben gegen einen bereits unterlegenen Gegner anwendete und nun sogar dazu übergeht, besiegte Gegner in Gefängnissen zum Gaudi der diensthabenden Aufseher sexuell zu belästigen und zu foltern? Logisch, dass die USA da vehement einen internationalen Gerichtshof ablehnen, in dem sie nicht mindestens ein VETO-Recht bekommen!
Beim Thema Weltpolizei mag mir inzwischen vielleicht schon der eine oder andere Altbundesbürger zustimmen, aber ich habe noch ein paar Neuigkeiten erfahren, die irgendwie nicht so recht zum vorherrschenden Medienbild der USA zu passen scheinen:
1. Wußten Sie, woher die Redewendung behämmert sein kommt? In den USA galt es vor 100 Jahren als medizinisch höchst unprofessionell, wenn ein Arzt seine Patienten nicht mit derben Holzhammerschlägen auf den Kopf auf beinahe alle Krankheiten hin untersuchte und mit noch stärkeren Schlägen an den armen Opfern herumkurierte, falls er verdächtige Klopfgeräusche wahrnahm. Kritiker dieser offiziellen Schulmedizin waren damals genauso abgestempelt worden wie bis vor kurzem Heilpraktiker in Deutschland. Heute heilt unsere Pharmaindustrie die impotente Hamburger-und-Pommes-Generation in allen Ballungsgebieten westlicher Zivilisation profitträchtig mit Viagra, anstatt das Trinkwasser und das Schlachtvieh vor Östrogenüberdosen zu bewahren. Ob man darüber auch bald einmal lachen wird?
2. Kennen Sie eine amerikanische Sondermethode der Abtreibung? Medizinische Fachartikel im Internet berichten ungerührt: Man schiebt vaginal einen Haken ein und bringt diesen hinter das Genick des Fötus. Dann zieht man diesen Haken zu sich, wobei die Halswirbelsäule zertrennt wird. Die Leichenstücke fischt man dann einzeln aus der so kassengerecht behandelten Mama. Alternativ kann man auch die Beine des Fötus ergreifen, ihn gedreht herausziehen und dann sofort das Gehirn absaugen, wodurch der Tod des Fötus ebenfalls gesichert werden kann. Die frisch abgesaugte Gehirnmasse läßt sich ziemlich gut vermarkten, weil daraus irgendwelche Medikamente herstellbar sind. Die sind offenbar doch viel lockerer, als wir so dachten - die Amis da drüben, nicht wahr? Wahrscheinlich muss diese Methode erst in Hollywood verfilmt werden, bevor unsere Ärzte sich dazu durchringen. Oder nicht?
3. Meine Frau führt im Internet mit Frauen aller Kontinente Diskussionen über Alltagsfragen. Hauptgrund von Beschwerden von in die USA einreisenden Europäerinnen: Die USA-Mietwohnungen haben weder Platz für noch Anrecht auf eine Waschmaschine. Der Vermieter muß und wird solchen gefährlichen Unfug nicht dulden, hieß es im Forum. Es steht schließlich ein topmodernes Wellenradwaschgerät (diese Spitzentechnik kennen die heute mindestens 50-jährigen Frauen Deutschlands sicher auch noch aus eigenem Erleben) in einem extra wasserfesten Gemeinschafts-Waschraum für alle Hausbewohner. Und Vollwaschautomaten gibt es nicht einmal in den Läden zu kaufen, berichteten wütende Neuamerikanerinnen, die ihre schmutzige Unterwäsche nicht jedesmal der Hausgemeinschaft der übrigen wartenden Waschfrauen vorführen wollten. Und so ein Land will also schon zum Mond geflogen sein!!! Kein Wunder, dass da mancher eher an eine fiktive Landung irgendwo in den Universal-Studios glaubt. Im Internet streiten sich über solche Fragen natürlich nur wir Männer - die natürlich auch mit 10 Pferden keiner lebend ins Forum von www.eva.ru kriegt, wo das Waschmaschinenthema nicht ausstirbt. Wären die Männer einen Deut mehr an solchen weiblichen Themen interessiert, dann reduzierte sich die Zahl derer, die an eine echte Mondlandung glauben, sicher gewaltig, nicht wahr?
4. Wußten Sie, an welchen Berliner Schulen außerhalb der DDR noch morgendliche Fahnenapelle üblich waren? Ja, solche Schulen gab es - in Westberlin. Es waren die amerikanischen Schulen, auf denen auch manche deutsche Kinder die Ehre hatten, regelmäßig strammzustehen und dabei den Treueschwur auf die geliebte US-Fahne zu leisten. Ich habe nur eine Zeugin kennengelernt, die mir dieses Phänomen nichtsozialistischer Brauchtumspflege aus eigenem Erleben in den 70er und 80er Jahren schilderte. Ob diese spezielle Form der neutralen Erziehung zu freiheitlich-demokratischen Musterschülern dort inzwischen abgeschafft wurde, ist mir nicht bekannt. Wann führt unser Innenminister diese Suggestionstechnik wieder bei uns an den Schulen ein? Vor oder nach den digitalen Ausweisen mit integriertem Peilsender?
Allerdings glänzt auch die USA nicht gerade mit Erfolgen ihres Bildungssystems. Da sie dies aber auch nicht im Umweltschutz, bei Menschenrechten und Friedenssicherung, im Maschinenbau und in der Kriminalitätsbekämpfung tut, spricht wohl nichts gegen eine sofortige Kopie auch dieser drolligen Zeremonie, nicht wahr? Ich stelle mir gerade vor, wie mein Töchterchen die Hacken zusammenknallt und im Chor mit der Klasse allen Schurkenstaaten dieser Welt blutige Rache für jede Gefährdung vitaler Interessen Deutschlands an sämtlichen internationalen Bodenschätzen androht - und zwar vorbeugend!
Peter Spangenberg